Perjalanan dari Teluk Mekongga ke Kendari, Sulawesi Tenggara,
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Reise von derMingkoka-Bai nacbKendari,
Südost-Celebes,
II. Februar bis 19. März 1903.
(F. SO
(Hier™ Karte VIl.J
Zwischen dieser und der im letzten Kapitel geschilderten
Reise liegt ein Zeitraum von sieben Jahren. Ein Zug durch den
südlichen Teil der südöstlichen Halbinsel war einer der wesent-
lichsten Zwecke, welche uns im Jahre 1902 bewogen, zum zweiten
Male nach Celebes zu gehen. Es war nämlich der südlich von
unserer früheren Route gelegene Teil der Halbinsel geographisch
noch so unbekannt geblieben, daß wir ihn auf unserer 1901 ver-
öffentlichten Celebes-Karte ganz weiß hatten lassen müssen. Es
war kein Europäer, nicht einmal der verdienstvolle Vosmaer, der
sich so lange an der Kendari-Bai aufgehalten hatte, je über den
Küstengürtel hinausgekommen, und die Eingeborenen dieses Insel-
teils galten als besonders gefährhche Kopfjäger.
Nach der glücklichen Vollendung der zweiten Reise durch
Central -Celebes von Palu nach Paloppo, welche im folgenden
Kapitel zur Darstellung kommen wird, legten wir dem Gouverneur
in Makassar, Herrn Baron G. W. W. C. van Hoevell, unseren Plan
vor, die südöstliche Halbinsel von der Mingkoka-Bai nach Kendari
(oder Kandari) hinüber zu durchkreuzen. Der Gouverneur kam
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unseren Wünschen bereitwillig entgegen, zumal auch für die
Regierung ein Einblick in diese bisher gänzlich unbekannten Ge-
biete politisch von Wichtigkeit erscheinen mußte. Es verfügte
daher auch, auf Vorschlag des Gouverneurs, S. Exe. der Gouverneur-
General, W. Rooseboom, daß während der ganzen Dauer unserer
Reise ein Kriegsschiff, die Java, Commandant Oberst Pinke, an
den Küsten von Südost-Ccicbcs stationiert werden solle.
Unserer Expedition wurde, wie schon im Jahre 1895 für die
Central-Celebes-Reise, als Dolmetscher und Vertreter der Regie-
rung Herr W. H. Brugman zugefügt und zum Zwecke militärischer
Aufnahmen Herr Stabskapitän P. A. van Waasdijk. Überdies sollte
während unserer Cberlandrcise Herr Resident J. A. G. Brugman mit
dem Gouvemementsdampfer Schwan, zusammen mit der Java, an
der Küste bleiben, um nötigenfalls eingreifen zu können. So war
denn diese Reise In ungleich sorgfältigerer Weise von der Regierung
vorbereitet worden, als irgend eine vorher.
Wir hatten in Makassar 120 Kulis für den Zug engagiert,
außerdem aber schon vor einigen Wochen mittelst des regelmäßigen
Küstendampfers 20 Mann unter Befehl des buginesischen Regie-
rungsbeamten Achmed nach Kendari gesandt, mit dem Auftrag,
uns Lebensmittel möglichst weit in's Innere entgegenzuschaffen.
Wir folgen nun den Aufzeichnungen unseres Tagebuches.
Am Morgen des II. Februar schiffte sich die Expedition in
Makassar auf dem Schwan ein ; die Java begleitete uns in einiger
Entfernung. Um 8 Uhr früh des folgenden Tages kam die gebir-
gige Küste von Südost -Celebes in Sicht. Die Einfahrt in die Bai
von Mingkoka ist wegen der vielen darin liegenden Riffe und
Inselchen schwierig. Unter den letzteren ragt durch Größe und
Höhe Padamarang imponierend hervor. Beiläufig bemerken wir,
daß wir für die genannte Bai die buginesische und bei allen See-
fahrern eingebürgerte Bezeichnung „Mingkoka-Bai" beizubehalten
empfehlen, trotzdem der eigentliche, eingeborene NameMekonka
lautet.
Vor dem Dorfe Koläka ließen die beiden Schiffe die Anker
fallen, und wir begannen sofort die Ausschiffung. Schon beim
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Landen fiel uns auf, daß längs des Ufers mitten im Flutwasser
Baumstümpfe und ganze, abgestorbene oder im Absterben begrif-
fene Waldbäume standen; dicht beim Dorfe sahen wir auch Kokos-
palmen, deren Wurzelwerk durch den Wellenschlag freigespült war.
Wir bemerkten später, daß nur bei niedrigster Ebbe diese Bäume
noch auf trockenem Grunde, sonst aber fortwährend im Wasser
standen. Wir erfuhren auch von den Eingeborenen, daß das Meer
Fig. 103. Senknngsstrand bei Kolaha.
in den letzten Jahren immer näher rücke, so zwar, daß schon
Vorratshäuser der hiesigen Händler landeinwärts hätten verschoben
werden müssen. In vielleicht 20 Jahren dürfte ein weiterer Land-
giirtcl von etwa 500m Breite vom Meere bedeckt sein; denn die
Strandvegetation ist .schon weithin im Absterben begriffen, offen-
bar, weil die Wurzeln schon vom Seewasser leiden. Wir haben
es hier mit einem lokalen, augenscheinlich rasch vor sich gehenden
Absinken einer Scholle zu tun, und es dürfte diese Erscheinung
eine Fortsetzung des Einbruches sein, dem die Mingkoka-Bai ihre
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Entstehung verdankt. Ähnliches beobachtete E. Carthaus an der
Küste des westlichen Central-Celebes.
Ein uns von früher her schon bekannter, chinesischer Kauf-
mann bot uns in Kolaka ein geräumiges, auf Pfählen stehendes
Haus mit großer Veranda zum Wohnen an, in dem wir alsbald
Quartier bezogen. Neugierige drängten sich in dichten Massen
heran. Plötzlich erhob sich, während wir drinnen unsere Sachen
ordneten, im Vorraum ein gewaltiger Lärm; ein mit Blut über-
strömter Knabe stürzte zu uns in's Haus und fiel zu Boden. Nun
bemächtigte sich der Menge große Aufregung. Schreiend und
tobend, stürmte mit entblößtem Schwerte der Vater des Kindes,
von seinen Leuten gefolgt, unsere Treppe, offenbar in der Mei-
nung, der Mörder befinde sich noch oben. Dieser aber hatte
durch einen Sprung über die Veranda hinunter das Weite gesucht.
Unsere unten stehenden Kulis griffen nun zu den Lanzen, um die
Erstürmung unseres Hauses zu verhindern. Herr Brugman rief
ihnen aber von oben zu, nicht anzugreifen und suchte nun, den
anstürmenden Vater zu beschwichtigen , ihm eine gerechte Beur-
teilung des F'alles durch die holländische Regierung versprechend.
Es gelang dies auch endlich, zumal einige besonnene Leute dem
Wütenden das Schwert aus der Hand gerungen hatten. So war
denn die Ruhe wieder hei^estellt, und wir konnten an das Ver-
binden des Knaben gehen. Der Oberarm war durch einen Dolch-
stich durchbohrt, und an der Brust klaffte eine weite Wunde.
Glücklicherweise hatten aber die Rippen den Kris aufgehalten.
Es sei hier gleich vorweggenommen, daß die Heilung gut und
glatt vor sich ging.
Dieser Mordversuch hatte hier eine symptomatische Bedeu-
tung. Es streiten sich nämlich zwei Fürsten, der von Luwu und
der von Bone, um die Oberherrschaft, die Steuern und das Handels-
monopol in der Landschaft Mingkoka, indem beide alte Rechte
geltend machen. Hierdurch ist das Land in zwei Parteien zer-
rissen, die sich grimmig hassen. Das gestochene Kind war das
eines Kaufmanns aus Bone, der Mörder ein vornehmer Luwuer.
Als Grund der Tat wurde angegeben, der Knabe habe sich un-
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bescheiden erweise auf den Rockzipfel eines luwuresi sehen Großen
gesetzt. Nachts sandte der Vater sechs schöne Kokosnüsse als
Dank für den Verband.
13. P'ebruar. Morgens Besuch auf der Java. Der Schwan
verließ am Abend Kolaka, um den Residenten Brugman nach
Paloppo zu bringen. Die holländische Regierung erkannte nämUch
den Datu von Luwu und nicht den Lehnsfürsten von Bone als
den rechtmäßigen Oberherm von Mingkoka an, und es sollten
daher einige luwuresische Reichsgroße geholt werden, um unsere
Reise zu unterstützen. Die Boneer, welche dasselbe zu tun sich
angeboten hatten, wurden hierdurch unsere Gegenpartei,
Bei Kolaka mündet ein kleiner, frisch strömender Fluß in
die See ; er durchbricht eine niedrige Vorhügelkette, die aus Quarz-
ader-reichem Glimmerschiefer besteht, dessen Schichten seewärts
zu fallen scheinen. Auf dem etwa 50 m hohen Hügelrücken war
der Lehmboden ganz durchsetzt von recent aussehenden, marinen
Mollusken, offenbar von derselben pleistocänen Transgression des
Meeres herrührend, deren Spuren wir an vielen Küstenpunkten
von Celebes begegnet sind. Hinter der Hügelkette am rechten
Flußiifer liegt ein kleines Toradja-Dorf, Sakuii.
14.— :8. Februar. Die Tage bis zur Rückkehr des Schwans
beschäftigten wir uns mit anthropologischen Studien. Kolaka ist
eine kleine Ansiedelung buginesischer Kaufleute, abstammend von
Luwu und Bone; außerdem sind eine Anzahl sogenannter Orang
Badjo's hier ansässig. Es ist dies jene merkwürdige, seefahrende
und Fischfang treibende Bevölkerung, die weit über den Archipel
hin zerstreut lebt. In Kolaka werden sehr tüchtige, größere Segel-
schiffe gebaut und zwar, wie wir uns überzeugten, mit europäischem
Handwerk szeug .
Gleich inlands der Küste beginnt das Gebiet der Toradja
vom Stamme der Tomekönka. Wir haben viele davon in Kolaka
zu sehen bekommen, photographiert und gemessen. Es sind im
allgemeinen zart gebaute Gestalten von hellbrauner, am besten
als lehmfarbig zu bezeichnender Hautfarbe und kleiner Statur. Die
mittlere Größe von 20 Männern ergab 1 564 mm, während z. B. 24
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unserer makassari sehen Kulis 1620
im Durchschnitt maßen. Die meisten
Tomekonka gleichen in ihrem Aus-
sehen sehr denBuginesen; bei einigen
treten indessen deutlich niederere Cha-
raktere zutage.
Die Leute, welche wir in Kolaka
sahen, waren meist schwer bewaffnet.
Sie führen stets ein großes Schwert
(Pade) mit sich, dessen KHnge etwa
60 cm lang und nach vorne zu bis 8 cm
breit wird (Fig. 104). Dieses wird
gewöhnlich ohne Scheide in der Hand,
meist über die Schulter gelehnt, ge-
tragen. Wenn es, wie dies bei längeren
Märschen geschieht, umgehängt werden
soll, so wird als Scheide ein dünner
Bambus gebraucht, welcher einseitig
eine Rinne zur Aufnahme der Schneide
aufweist oder auch ein Futteral aus
Palmblattscheide , welches die ganze
Klinge umschließt. Der gebogene Griff
besteht aus Holz und Büffelhorn, ist
manchmal fein poliert und groß ge-
nug, um mit beiden Händen ange-
faßt zu werden. Am Ende des Griffes
ist bei neugefertigten Schwertern ein
kleines , flachkegelförmiges Holzstück
eingezapft und festgebunden, welches
später durch eine gestielte Holzkugel
ersetzt wird, in welche Menschenhaare,
büschelweise verteilt, eingepflanzt sind.
Neben dem Schwert fehlt natürlich die
Lanze, mit oder ohne Widerhaken, nicht
und ein Haumesser (Tadu), das zum
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Fig. 105. Tomekonka-Krieger in Kolaka.
Kleidun?: Panzerjscke aus Flechtwerk,
bugincsische Hose, Helm aus Rotang
geflochten; WalTen: Lanze und hölzerner
Schild.
Holzschlagen und anderen
häuslichen Arbeiten dient.
Das Eisen zu den Waffen
scheint nicht aus dem Lande
selbst zu stammen. In Ken-
dari sagte man uns , wie
früher erwähnt, es komme
in Stangen vom Matanna-
See; an anderen Orten
wurde uns Makassar als
Bezugsquelle des Roheisens
genannt. Die Bearbeitung
selbst aber geschieht an Ort
und Stelle.
Die Schilde der Tome-
konka sowohl, als der weiter
ostwärts wohnendenStämme
bis zur Kendari-Bai hin, sind
von etwas anderer Art, als
wir sie bisher in Celebes ge-
sehen. Sie bestehen aus
Holz, sind 1,20 m hoch,
etwa 20 cm breit und zeigen
in der Mitte einen vor-
springenden Buckel oder
Kegel. Der Schildrand ist
ringsum mit büschelweise
angeordneten Menschen-
haaren besetzt ; auch der
Buckel trägt häufig ein sol-
ches Haarbüschel. Als Panzer
sahen wir in Kolaka blos
die uns vom Norden der
Halbinsel schon bekannten,
aus Gn et um fasern gefloch-
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tcnen, ärmellosen Jacken, wie auch der Tomekonka- Krieger auf
dem beigegebenen, nach einer Photographie hergestellten Bilde
eine tragt. Mützen, aus Rotang geflochten, vollenden die Aus-
rüstung.
Die photographische Arbeit ging hier im allgemeinen ohne
große Schwierigkeit vor sich. Ein einziges Mal, bei Aufnahme
eines Gruppenbildes, begann einer erst wie zum Scherz den Kriegs-
tanz zu tanzen, wobei er sich aber mehr und mehr aufregte und
zuletzt drohend gegen unsere zuschauenden Leute vorging, so
Fig. io6. Tomuna-Hann. Fig. 107. Tom u na- Mädchen.
daß wir sie schleunigst wegbefehlen mußten, worauf er sich nach
und nach wieder beruhigte, eine Zeitlang noch schwer keuchend.
Für „nein" sagen die Tomekonka „konjo."
Interessanter noch waren uns Leute, die wir in Kolaka als
Sklaven der Bugis sahen, nämlich Bewohner der im Inneren noch
gänzlich unbekannten Insel Muna am Südende der südöstlichen
Halbinsel. Sie sind ebenfalls klein von Statur, indem vier
Männer, teilweise Mischlinge, 1576 mm, drei Frauen 1404 maßen;
dabei ist ihre Hautfarbe viel dunkler als die der Bugis oder der
Tomekonka, die Nase sehr breit und niedrig, Mund und Kiefer
groß und vorspringend, das Kinn fliehend, das Haar wellig, bei einer
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Frau sogar fast kraus, ihre Sprache ist gleichfalls eine andere
als die der genannten Stämme, indem sie für nein „mina" sagen.
Diese Tomuna-Leute werden weithin als Sklaven verführt.
Wir sind der Ansicht, daß die Tomuna derselben Urbevöl-
kerungsschicht angehören, deren wir bereits auf unserer Reise
durch Central-Celebes Erwähnung getan haben (siehe Seite 201),
ebenso wie auch die Toäla im Höhlengebiet von Lamontjong,
Östlich von Makassar, die wir später noch schildern werden. Wir
werden im Verlauf dieser Reise auf einen ähnlichen Stamm im
Inneren der südöstlichen Halbinsel stoßen.
Die Tomuna scheinen sehr gutartiger Natur zu sein; jeden-
falls sind an dem üblen Rufe, in welchem jetzt noch die Küsten
der Insel Muna wegen Seeraub stehen, nicht sie schuld, son-
dern stärkere Küstenstämme, von denen wir gleichfalls Vertreter
in Kolaka zu sehen bekamen. Die Tomuna-Sklav innen waren
den ganzen Tag mit Wasserholen am Fluß beschäftigt, weil die
Frauen ihrer bugischen Herren im Hause baden und nicht wie
die gewohnlichen Leute im Fluß; die männlichen Sklaven be-
sorgen die Feldarbeit.
19. Februar. Resident Brugman kehrte von Paloppo zurück,
begleitet vom luwuresischen Gouverneur (Suleiwattang) von Ming-
koka, der es hier infolge der Feindschaft der Boneer nicht mehr
ausgehalten hatte, jetzt aber unter holländischem Schutze sich
wiederzukommen getraute. Wir wurden am Nachmittag zu einer
Sitzung eingeladen, an der auch die Fürstin (Maköle) von Ming-
koka teilnahm, eine feine ältere Frau von vornehmer Haltung,
begleitet von drei jungen Mädchen, die in durchscheinende, rote
Jäckchen gekleidet waren. Als Reisebegleiter wurde uns ein junger
luwurcsischer Prinz, Daeng Mangatta, zugewiesen, ein Mann von
ansprechenden Zügen; sein blasser Teint verriet den Opiumraucher,
Er versprach, uns noch 30 Tomekonka-Träger für die Reislasten,
die unsere Leute nicht mehr bewältigen konnten, zu beschaffen.
Wir erfuhren nun auch, daß die Oberherrschaft von Luwu
über die Landschaft Mingkoka von der Westküste bis zur Wasser-
scheide reiche, worauf nach Osten zu die unabhängige Land-
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Schaft Konäwe beginne; südlich von hier bis zur Südküste der
Halbinsel wohne der Stamm der Moron^ne (bugisch Marun^ne)
in der Landschaft Rumbia, die von dem großen Flusse Polejang
durchströmt sei.
Nach dem Vorhandensein von Pfeil und Bogen fragend, hörten
wir, sie seien nicht mehr in Gebrauch; man kannte aber das
Gerät von früher und nannte es Opidi,
20. Februar. Um 7 Uhr morgens brachen wir auf mit einer
Kolonne, die mit unseren eingeborenen Begleitern nahezu 200
Menschen zählte. Nach Durchschreitung des Kolakaflusses wandte
sich der Pfad sofort in nordöstlicher Richtung in's Gebirge,
einen steilen, mit Hochwald bekleideten Hügel, Lamukatu ge-
nannt , hinan ; dann folgten Rodungen , wo die Eingeborenen
Trockenreispflanzui^en angelegt hatten ; kleine Dörfer, von Kokos-
palmen beschattet, lagen hin und wider an den Hängen zer-
streut ; ein ziemlich ansehnliches wurde uns als Lalo^ha bezeichnet.
Weiter durchschritten wir größere Strecken jungen Buschwaldes,
immer ein sicheres Anzeichen früherer Bebauung.
Den ganzen Tag hielten wir uns am Westabfall des Gebirges,
immer höhere Rippen überschreitend. Dabei genossen wir an
offenen Stellen stets herrliche Ausblicke auf die inselreiche Bai.
Das Westgebirge der südöstlichen Halbinsel stellt, um dies hier
gleich einzuschalten, einen breiten Kettenrost mit abgerundeten
Kämmen dar; es besteht aus Glimmerschiefer, der oberflächlich
zu gelbem oder ziegeh-otem Lehm verwittert. Durch die vielen
Regen der letzten Tage war dieser Lehm in eine glatte Masse
verwandelt worden.
Von unserem erhöhten Standorte aus erkannten wir, daß das
Gebirgssystem sich weit nach Süden hin verfolgen läßt. Auch
konnte deutlich wahrgenommen werden, daß die Inseln der Ming-
koka-Bai die Reste einer abgesunkenen Kette darstellen, welche
weiter südlich auf dem festen Lande wieder auftaucht. Als süd-
liche Fortsetzung der Bai selbst ließ sich eine flache Landsenke
erkennen, welche die genannte Kette von dem System, auf dem
wir uns befanden, trennte.
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Schon kurz nach 1 1 Uhr machten wir bei einer frischen Wald-
quelle in ca. 500 m Höhe halt, da uns versichert wurde, daß
lange Zeit kein Wasser mehr zu finden sei. Trotzdem trafen
unsere Träger erst mehrere Stunden später ein, wie dies am ersten
Tage meist der Fall zu sein pflegte.
Ein ungeheuer heftiges Gewitter setzte in der Nacht unsere
mit Segeltuch gedeckten Hütten auf eine harte, aber vortrefflich
bestandene Dichtigkeitsprobe.
21. Februar. Ein kurzer Aufstieg brachte uns auf den
Rücken des ersten Kammes der Westkette, Bolerüa mit Namen,
nach dessen Überschreitung wir das Meer für immer aus den
Ai^en verloren. Wir blickten nun in ein an Feldern und niederem
Buschwald reiches Tal hinab, an dessen östlichem Hang das Dörf-
chen Lalomba friedlich dalag. Der fette Lehmboden deutete auf
große Fruchtbarkeit und ließe vielleicht auch für europäische
Plantagen gute Erfolge erwarten.
An der westlichen Talseite hinabsteigend, gelangten wir zum
Flüßchen Balangtöte, welches, in südlicher Richtung fließend, nach
Angabe beim Dorfe Tahöa in die Mingkoka-Bai münden soll. Die
steile, östliche Talseite, an der unser Pfad nun hinaufführte, war
mit Hochwald bedeckt, Rambutanbäume mit ihren roten Früchten,
wilde Brotfruchtbäume und riesenhafte Ficus fielen darin beson-
ders auf. An Tieren erschien der Wald arm ; nur Schmetterlinge
traten einigermaßen belebend hervor. Um 10 Uhr erreichten wir
bei ca. 730 m die Paßhöhe des Lasini genannten Rückens, der
nordwärts von unserem Standpimkt sich zu etwa lOOO m Höhe
erheben mochte.
Beim Austritt aus dem Walde lag ein tiefer, runder Tal-
kessel vor uns, dessen tischebener, grasbewachsener Boden sich
deutlich als eine alte Seefläche zu erkennen gab. Das war die
Landschaft Lambo. Die Berge, die diesen Kessel umgaben, trugen
Mähnen von Hochwald, während die steilen Häi^e von Feldern
mit zerstreuten Häusern, Grasflächen und niederem Buschwald
eingenommen waren. Unten angelangt, durchschritten wir die
ebene und feuchte, vielleicht i'/» km breite Altseefläche und
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schlugen an ihrem Ostrand beim Flüßchen Lambo unter strömen-
dem Regen die Hütten auf. Der Morgen war hell gewesen und
hatte auch noch um 12 Uhr eine astronomische Breitenbestimmung
gestattet. Das erwähnte Flüßchen fließt nach Süden, wo in
der hohen Talumwallung eine Ausflußscharte zu erkennen war.
Unter einem Hause im nahen Dörfchen sahen wir einen Block
zum Reisstampfen von derselben Römerglasform, wie wir später
einen von Masamba in Central-Celebes abbilden werden. Die Höhe
von Lambo beträgt nach einer Siedethermometerbestimmung 225 m
(3" 59' S, B,).
22. Februar. Eine kleineStunde steilen Ansteigens brachte
uns auf den Rücken der Hügelkette (ca. 420 m), welche ostwärts
das Becken von Lambo begrenzt. Hier öffnete sich nach Osten
hin eine sehr Hebliche Aussicht auf ein breites, langes, nordsüd-
lich ziehendes Tal, Mow^we genannt. Die Talsohle verriet durch
ihre vollkommene Flachheit, daß auch sie den Boden eines alten
Sees darstellte. Sie war mit Gras bewachsen, welches netzartig
von dunklen Waldflecken durchsetzt war; verschiedene Wasser-
läufe ließen sich an streifenförmigen Beständen der Sagopalme
erraten. Das Ganze erschien als eine Parklandschaft von großer
Anmut.
Auf sehr glattem Pfade, der die Träger beständig zu Fall
brachte, stiegen wir hinab. Über die Grasflächen ging der Marsch
vortrefflich von statten; aber als schwere Hindernisse erwiesen
sich die Sagowälder. Wo nämlich die Sagopalme gedeiht, kann
man mit Sicherheit auf bösen Sumpf rechnen. Die Sagoklopfer,
welche die Bäume fällen, ohne jede Rücksicht, ob sie dadurch
den schmalen Pfad sperren oder nicht, tun das übrige, um die
Passage zu erschweren. Die verfaulenden Massen bilden einen
braunen, übelriechenden Brei, in welchen man tief einsinkt.
Etwa in der Mitte der Fläche passierten wir einen ziem-
lich kräftig strömenden Fluß, den Mowewe; er fließt ebenfalls
nach Süden, nimmt, wie man uns sagte, den Lambo auf und
mündet bei Pasilui in die Mingkoka-Bai. Seinem linken Ufer
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entlang durchwanderten wir die Fläche. Schon um zehn Uhr
erreichten wir an ihrem Ostrand ein baufälliges Haus, wo unsere
Führer Rast zu machen beschlossen.
Dieses Haus und ein ornamentierter Pfahl zum Anbinden von
Büffeln waren das einzige, was von der gänzlich verlassenen Ort-
schaft Mow4we übrig geblieben war. Eine Viertelstunde ostwärts
steht dafür ein neues, kleines Dorf von etwa zehn Häusern und
Feldhäuschen, in großen Pflanzungen von Mais und Trockenreis
zerstreut. Sonst schien das Land außerordentlich spärlich be-
wohnt zu sein; nur ganz wenige Ansiedelungen waren an den
waldigen Berghängen zu erkennen, und doch würde die so reich
bewässerte, ausgedehnte Fläche von Mowewe sicherlich für nassen
Reisbau (Sawah) sehr günstig sein. Unsere javanischen Diener,
an ihr bis zur letzten Möglichkeit bebautes Vaterland sich erinnernd,
konnten sich nicht genug wundem über das Brachliegen so großer
Landstrecken. Die Höhe von Mowewe beträgt 235 m.
Am Nachmittag brach schwerer Regen aus, was uns um so
fataler war, als unsere beiden europäischen Begleiter nebst 80
Trägern noch nicht eingetroffen waren; sie mußten sich verirrt
haben, und so sandten wir Leute aus, um sie zu suchen. In der
Tat hatten sie in einem Sagosumpf die Richtung verloren und
langten erst gegen Abend sehr ermüdet an. Ein Ruhetag erschien
daher dringend geboten.
23. Februar. Ruhetag. Unsere Hütte stand am Rande eines
Wäldchens der Parklandschaft. Auffallend war am Morgen die
Menge schöner, großer Schmetterlinge, die unser Lager um-
flatterten. Die in dieser Gegend erbeuteten Vögel erwiesen sich
alle als bekannten Arten angehörig; von Säugetieren erhielten wir
blos ein Eichhörnchen und eine Waldratte.
Da der Morgen strahlend hell war, erkannten wir, daß die
bisher überschrittenen Rücken nach Norden hin zu größeren Höhen
sich aufschwingen. Zwei Gipfel traten besonders hervor, der
Poliangaköwa und nördlich davon der Ululdmbo, welch' letzterer
etwa 1400 m erreichen dürfte.
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Wir benützten die Zeit, um an unseren Tomekonka- Kulis
einige Messungen vorzunehmen und erfuhren dabei unter anderem,
daß sie zum größten Teil Mohammedaner seien, weshalb auch njir
wenig Kopfjagd mehr vorkomme. Unsere Bugis halten sich, wie
sie uns sagten, für eine von den Tomekonka verschiedene und
höhere Rasse; die letzteren stammten von einem Berge Latoma
her, sie selbst seien von auswärts gekommen; ein Bugi könne
wohl ein eingeborenes Mädchen heiraten; das Umgekehrte aber
dürfe nicht geschehen, Mowewe gehöre bereits zur Landschaft
Konäwe, erkenne aber noch, wie auch die beiden ostwärts folgenden
Talschaftcn, die Oberherrschaft von Luwu an, welche erst mit
der Wasserscheide ihr Ende erreiche.
Daeng Mangatta, unser luwuresischer Prinz, dessen Alter wir
auf ca. 22 Jahre schätzten, erzählte, er habe schon fünf Kinder.
Auf die Frage, in welchem Alter er geheiratet habe, erhielten wir
die Antwort: „Schon als ich meine vierte Hose zerrissen hatte,
mußte ich heiraten". (Mowewe 3"58'S.B., 121" 44' O. L. G.)
24. Februar. Am Morgen stiegen wir in nördlicher Rich-
tung den Ostrand des Mowewetales hinauf und überschritten ihn
bei ca. 320 m Höhe; vor uns im Osten erhob sich eine neue
Welle von 5^700 m Höhe, Alle diese Rücken zeigten dieselben
abgerundeten Formen, die sie der Verwitterung des Glimmer-
schiefers verdanken.
Unser nächster Weg würde nun einfach direkt ostwärts geführt
haben; es war dies aber nicht tunlich wegen der bodenlosen
Sümpfe, die uns von der nächsten Kette trennten. Wir wandten
uns daher dem Ostabfall unseres Hügelzuges entlang nach Norden;
doch konnte auch so die Fläche schließlich nicht ganz ver-
mieden werden.
Wir passierten ein kleines, schlechtes Dörfchen, Sulewatu,
und durchschritten dann die ebene Grastläche erst in östlicher,
später in südöstlicher Richtung. Der Pfad war weithin über-
strömt, und knietiefe Sagomoräste verzögerten unseren Marsch.
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Die Gegend erschien sehr menschenarm ; aber es zeigten sich
mannigfache Spuren einer früher dichteren Bevölkerung. Von
einem großen Hause standen nur noch die Pfähle, und Gruppen
verlassener Kokospalmen deuteten häufig die Lage früherer An-
siedelungen an.
Ob Epidemieen eine Entvölkerung verursacht haben oder ob
buginesische Bedrückungen die Bewohner vertrieben, sind wir
nicht deutlich zu wissen gekommen. Für das letztere sprach das
entsetzliche Angstgeschrei einer Frau, als sie unseres Zuges an-
sichtig wurde; sie fürchtete offenbar, mitgeschleppt zu werden und
suchte Hilfe herbeizurufen.
Andererseits darf nicht vergessen werden, daß die Eingebo-
renen sehr häufig, manchmal jährlich oder um die zwei Jahre, ihre
Pflanzungen verlegen, immer neue Strecken Waldes verbrennend ;
dann überdeckt sehr rasch Buschwald oder Gras die frühere Rodung.
Auch werden infolge von Todesfällen, Krankheiten und dergleichen
die Häuser häufig verlassen und dem Verfall anheimgegeben.
Die breite und lange Fläche, in der wir uns befanden, ist
nicht, wie die früheren, als ein alter Seeboden aufzufassen, da
kein Qucrriegel sich erkennen ließ, der durch den Abfluß durch-
gesägt worden wäre. Wir nennen sie die Fläche von Tinondo,
nach einem kleinen Dörfchen von Sagoklopfern an ihrem Ostrand,
in dessen Nähe wir übernachteten. Tinondo liegt 295 m hoch.
Die Entwässerung geschieht noch nach dem Golf von Bone, wahr-
scheinlich in Verbindung mit dem Mowewe-Fluß, vielleicht aber
auch selbständig.
25. Februar. Unser Pfad führte zunächst in der Fläche
weiter, dem Östlichen Hügelzug entlang, dann plötzlich steil diesen
hinan. Auf der Höhe des Tinondo -Rückens (ca. 420 m) hatten
wir einen weiten Ausblick. Nach West und Nordwest dehnte
sich die Tinondo-Fläche aus, begrenzt durch nordsüdlich streichende
Hügel- und Bergzüge, die nach Norden hin zu immer höheren
Rücken sich erhoben.
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Das Mowewe-Tal erschien als ein kleiner
Annex der Tinondo-Fläche, von dieser durch einen niederen
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Höhenzug getrennt ; bei beiden war die Auswässerung nach
Südwesten wohl zu erkennen. Nach Osten zu blickten wir in
das liebliche, mit Parklandschaft bedeckte Simbune-Tal, das wir
auf dem umstehenden Bilde wiedergeben. Weiter folgten zwei
nordsüdlich streichende Ketten, von denen die fernere, höhere
und ganz mit Wald bedeckte uns als Tomösi bezeichnet wurde;
sie erhob sich nordöstlich von unserem Standort (auf dem Bilde
nicht mehr zu sehen) zu Höhen von etwa 12 — 1500m.
Die Wanderung durch das Simbune-Tal war eine sehr an-
genehme, da der Boden hier trocken war. Halbmannshohes Gras,
durch Waldstreifen unterbrochen, bildete die Vegetation. An den
Abhängen waren einige Felder und wenige zerstreute Häuser sicht-
bar. Diese stellen hier herum niedrige, aus Bambus gefertigte,
viereckige Kisten dar, auf vielen hohen Pfählen ruhend und mit
halbmondförmig geschwungenem Dachfirst versehen.
Am Simbune-Flüßchen verbrachten wir die Nacht, hier nur
noch auf 80 m Meereshöhe. Es wurde uns gesagt, der Simbune
fließe zum Opa-See. Wenn dies richtig sein sollte, so wäre der
Tinondo-Rücken als Wasserscheide zwischen den beiden Meeren
anzusehen. Unsere Begleiter schwankten indessen öfters in ihren
Aussagen über den Lauf der Flüsse.
26. Februar. Ein niedriger Rücken von 260m Höhe, Nang^u
genannt, den wir am Morgen erstiegen, gilt als Grenze der Supre-
matie von Luwu. Hier beginnt der von diesem unabhängige Teil
der Landschaft Konäwe. An dieser Grenze hätten uns nach einem
Befehle, den der Gouverneur nach Kendari gesandt hatte, Häupt-
linge dieses Gebietes erwarten und den luwuresischen Prinzen ab-
lösen sollen; aber es war natürlich niemand zur Stelle, so daß
dieser sich entschloß, uns weiter zu begleiten.
Vom Nang^u führte ein sanfter Abstieg in eine Fläche, reich
an Sagopalmen, dann lange Zeit eben fort, dem kleinen Bache
Ahua folgend, durch jungen, niederen Buschwald und Gras, Neue
Rodungen oder Felder waren selten und stets menschenleer, da die
Eingeborenen vor uns die Flucht ergriffen hatten.
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An einer Raterate genannten Stelle trafen wir auf ein großes,
im Zerfall begriffenes Häuptlingshaus, neben welchem ein eigen-
artiger Grabbau errichtet war. Dieser letztere sollte dem Kinde
des Hauses gewidmet sein, worauf der Vater den Ort verlassen
habe. Wir werden auf diese Gräber später zu reden kommen.
Der Ahua fließt nach Angabe ebenfalls zum Opa-See; an
seinem Ufer verbrachten wir die Nacht. Acht Toradja- Träger
waren sammt ihren Reislasten gestern desertiert und stellten sich
nicht mehr ein, was uns mit einiger Sorge erfüllte. Dafür erhielten
wir am Abend den höchst erfreulichen Bericht, daß der von Osten
her uns entgegen gekommene Achmed nur zwei Tagereisen von
hier entfernt sei, wonach wir unsere Reise jetzt schon als ge-
sichert betrachten durften.
27. Februar, Eben führte unser Pfad weiter durch Busch-
wald und Grasflächen, stellenweise auch durch Strecken Hoch-
wald. Wir traten nun in's Tomosi-Gebirge ein, ohne es aber zu
ersteigen ; wir wandten uns vielmehr in südlich gerichtetem Bogen
einer Absenkung zu, welche die Kette quer durchsetzte. Auf diese
Weise bekamen wir zu beiden Seiten die kettenartig erscheinen-
den Querprofile des Gebirges zu sehen, das hier etwa 700 m hoch
sein mochte und fast ganz mit Hochwald bekleidet war. Die
Hügelreihen, welche die beiden Kettenstücke verbinden, erhoben
sich nur zu etwa iiom Höhe. An einer Stelle bemerkten wir
auf flachem Felde ganz recente Einbrüche des Bodens, tiefe
Gruben und Spalten, welche vermutlich Erdbeben ihre Entstehung
verdankten. Ein starker Bach durchbrach, ostwärts laufend, die
niederen Verbindungshügel.
Vielfach sahen wir auch hier Anzeichen einer früher reicheren
Kultur und Fährten verwilderter Büfi"el, während neue Anpflan-
zungen selten waren. Die wenigen Häuser, an denen wir vorbei-
zogen, waren alle von ihren Bewohnern aus Furcht vor uns ver-
lassen; doch glomm zuweilen noch das Feuer auf dem Herde.
In der Nähe solcher Wohnungen war gelegentlich der Pfad durch
Überdecken mit Laub unkenntlich gemacht, oder es war ein frisch
gefällter Baum als roher Verhau darüber hingeworfen worden.
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Zweimal passierten wir auch Opferplätze, über den Pfad
war ein Holzgerüst, wie ein kleiner Triumphbogen, aufgerichtet,
und daran hingen Blütenbüschel der Kokospalme und kleine Tuch-
lappen. Darunter, gerade quer über den Pfad hin, war eine läng-
liche, rechteckige Grube ausgehoben, in welcher Kokosnüsse und
andere Gaben lagen.
Fig. log. Totenhaus bei Heraka.
Gegen 12 Uhr erreichten wir die Begräbnisstätte des ;Dorfes
Meraka, in deren Nähe wir unsere Hütten errichteten. Es war
dies eine eigentliche Totenstadt merkwürdigen Ansehens. Neben
einem großen, verlassenen Wohnhaus standen drei ansehnliche
Totenhäuser, offenbar vornehmen Personen angehörig, umgeben
von zahlreichen geringeren Gräbern. Das größte, hier abgebildete
Totenhaus maß 13 m in der Länge, auf 11 m Breite; es stand
auf einer Erdterrasse von ca. 30 cm Höhe, die von einer Holz-
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Umrahmung eingefaßt war. Auf dieser Terrasse erhoben sich
acht senkrechte, das Dach tragende Stützen, welche durch einen
aus senkrecht gestellten Brettern hergestellten Rahmen von i,20m
Höhe verbunden waren. Diese Holzbrüstung war bis zu ihrem
oberen Rande mit hart gestampfter, roter Erde angefüllt, so daß
eine ebene Plattform zustande kam. Dachstützen sowohl, als
Holzrahmen waren schwarz angestrichen und mit weißen Blumen
oder Sternen übersäet. Stimstücke von Büffelschädeln mit den
Hornzapfen waren innen an den Säulen festgebunden. Das weit
übergreifende, mit Palmblatt (Atap) gedeckte Dach zeigte eine
halbmondförmig geschwungene Firstlinie.
Fig. HO. Grabgelfinder aus einem Tolenhaus bei Meraka.
Auf der Mitte der erwähnten, aus Erde gebildeten Plattform
stand in nord-südhcher Richtung eine (in einem anderen Hause
zwei) sargartige, oben offene Kiste oder, richtiger gesagt, ein Ge-
länder aus Brettern, die mit Reliefornamenten bedeckt und schwarz
und weiß oder auch schwarz, weiß und rot bemalt waren (Fig. i lo).
Bei dem abgebildeten Grabhaus ist, was bei den anderen
nicht der Fall war, diese Holzkiste noch von einem zweiten, nied-
rigeren Geländer umgeben. Darin befand sich ein Stein in Phallus-
Form, nebst zahlreichen Grabbeigaben. Die gebräuchlichsten waren
ein Kissen, eine Schlafmatte und darüber an einer Schnur auf-
gehängt ein Moskitonetz aus Tuch, ein Hut, Körbe, Kokosschalen,
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Tabak- und Kalkdosen. Manche dieser Gegenstände waren ab-
sichtlich verdorben, offenbar um sie für Lebende unbrauchbar zu
machen. So sahen wir einen schön geflochtenen Hut durch einen
rohen Holzpflock in die Erde festgeschlagen und den Metalldecket
einer Sirihdose gewaltsam durchlöchert. In dem am gestrigen
Tage passierten Totenhause von Raterate, das in ganz gleicher
Weise konstruiert war, waren als Beigabe zwei sehr schöne, alte.
chinesische Krüge aufgestellt.
Wir vermuten nun, daß die Leiche innerhalb der Erde, welche
den großen Holzrahmen ausfüllt, liege ; es könnte aber auch sein,
daß der ganze Bau sich über dem eigentlichen Grabe erhebt.
Die um die drei größeren Totenhäuser zerstreut herumliegen-
den Gräber der kleinen Leute zeigten eine weit bescheidenere Bau-
art, indem sie blos aus einem mit Erde gefüllten Holz- oder
Flechtwerkrahmen bestanden und kein Dach besaßen; auch hier
fehlten Beigaben nicht.
Mehrmals sind wir auf unserem Marsche Jm Walde Gruppen
von größeren und kleineren Tumulus-artigen Erdhügeln begegnet,
die mit Bäumen bestanden waren. Wir vermuten, daß sie die
Überreste solcher Totenstädte, wie die eben beschriebene, sind.
Wenn man die Holzkonstruktion der geschilderten Gräber ver-
wittern läßt, so wird die aus Erde gebildete Plattform durch den
Regen zu einem hügelartigen Gebilde werden müssen, auf dem
sich dann Vegetation ansiedelt.
Der regnerische Abend wurde uns hier durch Moskiten aufs
äußerste verbittert. Aus dem nahen Dorfe Meraka kam ein Bugi
zum Besuch, der erste Mensch, den wir an diesem Tage gesehen ;
er sagte aus, er habe sich hier seit sechs Jahren als Goldschmied
niedergelassen und versprach, uns am folgenden Tag den Weg
zu zeigen, da er hier schwierig zu finden sei.
28. Februar. Am Morgen fanden wir den Ort Meraka ver-
lassen und auch den freundlichen Goldschmied verschwunden.
Erst ging es bequem eben fort über eine Gras- und Buschfläche,
wieder an alten Häusern und Gräbern vorbei ; aber in der Nähe
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eines nach Ostostnord abströmenden Baches verloren wir den Pfad.
Einige Eingeborene, die zufällig dahericamen und schon entfliehen
wollten, wurden veranlaßt, uns zu führen, was sie auch taten, aber
nur, um uns einen falschen Pfad zu weisen, der westwärts in's
Gebirge zurückleitete. Unsere Leute fanden endlich selber den
richtigen Weg wieder. Die Gegend wurde nun waldig und hügelig,
indem wir, in nordöstlicher Richtung marschierend, die Vorhügel
des östlichen Gebirgsabfalls zu überschreiten hatten.
Plötzlich erhob sich hinter uns unter den Kulis der Ruf:
„Amok, Amok", und wir sahen in wilder Flucht eine Anzahl
Träger ohne ihre Lasten auf uns zueilen, die wir an der Spitze
des Zuges marschierten. Einige Leute hatten nämlich, um Früchte
zu gewinnen, einen Waldbaum geschüttelt und hierdurch einen
Schwärm wilder Bienen aufgestört, der sich dann wütend auf die
Kolonne warf. Mehrere Träger waren jämmerlich zerstochen, an
Brust, Rücken, Armen, Hals und Kopf, selbst mitten im Haar,
mit schwarzen Stacheln gespickt, die nun einzeln ausgezogen
werden mußten. Außer starken Schwellungen und ziemlich hohem
Fieber traten aber keine schlimmen Folgen ein.
Hierdurch gewarnt, wurde, als vor uns auf's neue an einem
hohen Baum ein schwarzes Bienennest mit einem laut summenden
Schwärm sich zeigte, ein Umweg um den Baum herum einge-
schlagen, wobei den Leuten jedes laute Reden verboten wurde,
um die Tiere nicht aufzuschrecken.
Bei einer Maispflanzung an einem Bache mit zwei verlassenen
Häusern, Amberi mit Namen, war unser Pfad wieder mit frischen
Zweigen zugedeckt.
Nun traten wir endgültig aus dem Gebirge heraus und standen
am Rande einer ungemein ausgedehnten Ebene, welche erst in
der Feme wieder durch eine blaue Bergkette, die Ostkette unseres
Inselarmes, begrenzt war. In der Fläche waren zahlreiche Häuser
zerstreut, in kleinen, Kilometer weit voneinander entfernten Gruppen
und nicht zu Dörfern zusammenschließend. Alle, welche wir pas-
sierten, standen leer; in der Ferne nur schaute ein Trüppchen
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Eingeborener, an einem Waldrand stehend und über die hölzernen
Schilde gelehnt, unserem Zuge zu.
Nach Überschreitung des kräftigen Lalolae-Flusses sahen wir
aus einem großen Hause den Achmed uns entgegenkommen. Er
berichtete, wir befänden uns in der Landschaft Lambuja; aber alle
Leute seien aus Furcht entflohen; er sei allein hier mit seinen zwanzig
Kulis und einigen Begleitern von Kendari, einem Hadji und dem
Sohn des von der holländischen Regierung dort angestellten Kapitäns
derBugis, Reishabeer in kleiner Quantität mitbringen können, alles
andere aber zurücklassen müssen, weil er überall auf Schwierig-
keiten gestoßen sei. Lebensmittel seien hier nicht zu bekommen,
höchstens etwas Sago, da die Leute hier sich nur von diesem
nährten; er habe sich im Hause des entflohenen Häuptlings von
Lambuja einquartiert. Wir konnten uns nun glücklich schätzen,
daß wir unseren Reisvorrat so berechnet hatten, daß er für die
ganze Reise ausreichen mußte, trotz der Versicherung der Leute
in Kolaka, wir würden im Innern so viel finden, als wir nötig
hätten ; anders wären wir in bittere Verlegenheit gekommen. Am
Rande eines Wäldchens mit freiem Blick auf die Fläche schlugen
wir unser Lager auf.
Lambuja war für uns ein Punkt von großer geographischer
Wichtigkeit, da seine freie Lage einen weiten Überblick gestattete.
Wir befanden uns am Rande einer ausgedehnten, muidenartigen
Fläche, westlich begrenzt durch den breiten Gebirgsrost, den wir,
von Kolaka kommend, durchschritten hatten. Dieses Westsystem
streicht im allgemeinen von Nordwest nach Südost; es war aber
von hier aus wohl zu erkennen, daß die uns zunächstliegende
Tomosi- Kette in einzelne Schollen zerfiel, welche umgekehrt
Nordost -Südwest gerichtet waren, eine Erscheinung, welche die
Erkenntnis des Gebirgsbaues sehr erschwert. Am Ostrand der
Fläche erhob sich die Ostkette der südöstlichen Halbinsel, eben-
falls von Nordwest nach Südost laufend. Man konnte wahr-
nehmen, wie sie gegen Kendari zu, das fast rein östlich von uns
gelegen sein mußte, niedriger wurde und einfiel, während sie nord-
wärts gegen Tobungku hin zu bedeutenden Höhen sich aufwarf.
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Die muldenartige Fläche zwischen den beiden Gebirgssy-
stemen ist zweifellos die südliche Fortsetzung der ganz ähnlichen
Fläche, welche wir im Norden der Halbinsel durchschritten hatten,
als wir vom Malanna-See durch Tomori zur Bai gleichen Namens
zogen. In dieser Mulde verlaufen die großen Flüsse der Halb-
insel und durchbrechen dann die Ostkette, um zum Meere zu
gelangen.
Es ist auffallend, wie sehr ein Durchschnitt durch die süd-
östliche Halbinsel von der Mingkoka- zur Kendari-Bai einem eben-
solchen durch die südliche Halbinsel, etwa von Maros zur anderen
Küste hinüber, gleicht, so verschieden auch die Gesteine sind,
welche in den beiden Halbinseln die Gebirge zusammensetzen.
Auch im Südarm haben wir ein breites Westkettensystem, dann
ein Muldental, in welchem der Walannae-Fluß verläuft und end-
lich eine der Ostküste folgende Ostkette.
Noch am gleichen Abend wurde ein Brief an Herrn Resident
Brugman nach Kolaka geschrieben, in welchem ihm der bis jetzt
glückliche Verlauf der Reise und das Zusammentreffen mit der
von Osten her uns entgegengekommenen Kolonne gemeldet wurde.
Daeng Mangatta stellte einige vertraute Leute für seine Beför-
derung zur Verfügung. Nach Empfang dieser Nachricht sollte
sich verabredet ermaßen der Resident mit der Java und dem
Schwan nach Kendari begeben, um uns dort abzuwarten.
I^mbuja liegt nur noch auf 55 m Mccreshöhe; 3*56,5'S. B.,
122» 3' O. L. G.
1. und 2. März. Man berichtete uns, die Panik im Lande,
welche sich überall im Verlassen der Wohnungen bei unserem
Anmarsch kundgegeben hatte, sei dadurch entstanden, daß ein
Bone'scher Prinz von Kendari aus Botschaft in's Land gesandt
habe, um vor den heranziehenden Europäern zu warnen. Wir
kämen, ließ er verbreiten, um zu plündern und um Sklaven zu
machen. Er scheint auch versucht zu haben, einen bewaffneten
Widerstand in"s Werk zu setzen, was aber, wahrscheinlich infolge
der Raschheit unserer Reise, mißlungen war. Die Boncer wollen
im Konawe'schcn den ganzen Handel in Waldprodukten, Dammar-
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harz, Rotang und Wachs, monopolisieren und fürchten daher
europäische Konkurrenz und vor allem einen Einblick in die
gewalttätige Manier ihres Auftretens gegenüber den schwachen
Eingeborenen.
Konäwe zerfällt in eine ganze Anzahl von Distrikten, von
denen jeder von einem eigenen Häuptling, Anak^a, regiert wird.
Diese Distrikte stehen unter sich in einem ziemlich losen Zusammen-
hang, eine Art Staatenbund bildend, wobei der älteste oder auch
mächtigste Anaköa eine gewisse Oberhoheit in wichtigen Fragen
auszuüben scheint. Zur Zeit unserer Reise wurde uns gesagt,
der Oberfürst sei gestorben und einen neuen gebe es noch nicht ;
auch bewerbe sich ein Prinz von Bone um diese Stelle.
Auf den Karten und in den Gouvemementsbeschlüssen wird
die östliche Hälfte der südöstlichen Halbinsel südlich von Tobungku
allgemein als Laiwoi bezeichnet, und es besteht auch ein Kon-
trakt mit dem bei Kcndari sitzenden AnaktSa oder Säosäo von
Laiwdi. Allein tatsächlich ist Laiwöi nur einer von den vielen
Distrikten, in welche Konäwe zerfällt und sein Fürst ohne jeden
Einfluß im Inneren; darum hätte er auch den an ihn ergangenen
Befehl, uns an der Grenze des Machteinflusses von Luwu abzu-
holen, mit dem besten Willen nicht ausführen können.
Da die Eingeborenen von Lambuja immerzu fern blieben,
ersuchten wir den Hadji, sie rufen zu lassen und ihnen von
unseren friedlichen Absichten Meldung zu machen. Er brachte
uns denn auch bald ein Trüppchen schüchterner Menschen heran.
Es gelang bald, sie ganz zutraulich und heiter zu machen, und
als die ersten mit Geschenken heimkehrten, kamen bald andere,
ja selbst Frauen herbei.
Die Eingeborenen von Konawe nennen sich, wie sie sagten,
Tok^a; für „nein" gebrauchen sie das Wort „tamböki", was von
dem benachbarten ,,konjo" der Tomekonka recht verschieden
klingt. Auch die Toköa sind klein, indem das Größenmittel von
zehn Männern nur 1570 mm ergab. Es schien uns aber, daß zwei
Elemente durcheinander gemischt seien, ein kleines, dunkelhäutiges,
der Urbevölkerungsschicht angehöriges und ein größeres von
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hellerer Hautfarbe und feineren Zügen. Die beiden hier abge-
bildeten Tok^a, ein Knabe und ein Mann aus dem etwas östlich
von hier gelegenen Pundidaha sind Vertreter der ersteren, mit
den Weddas von Ceylon und ähnlichen Stämmen verwandten
Kategorie. Näher auf diese Fragen einzutreten, kann hier der
Ort nicht sein.
Das Photographieren und Messen hatte am Anfang Schwierig-
keiten; aber, nachdem wir die Procedur vor den Augen der Leute an
uns selbst und an unseren Dienern vorgenommen, hatten sie nichts
Fig. III. Tokäa.Mann. Fig. iia. Toki^a.Knab«.
mehr dagegen einzuwenden. Immerhin war der Lärm dabei ge-
legenthch so groß, daß sich Eingeborene die Ohren zuhielten.
In der Kleidung beginnt die buginesische Tracht die Ober-
hand zu gewinnen und das ursprüngliche Schamtuch zu verdrängen,
wie überhaupt der mohammedanische Einfluß, durch die Händler
angebracht, sich in allem schon stark geltend macht, so daß wir
nirgends mehr im Südosten so farbenreichen Kulturbildern, wie
im Inneren von Central -Celebes, begegnet sind. Es kann wohl
sein, daß die geistig und körperlich im Durchschnitt niedriger
stehenden Völker der südöstlichen Halbinsel leichter fremden, mit
der Macht des Stärkeren auf sie einstürmenden Einflüssen nach-
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geben als die selbstbewußten, höheren Toradja-Stämme im Herzen
der Insel.
Als Kleidungsmaterial sieht man überwiegend Tuch ange-
wandt, das die bugischen
Händler nach dem Inneren
bringen. Die einheimische
Fuja-Industrie steht auf nied-
riger Stufe. Die von Männern
und Frauen getragenen Baum-
bastjäckchen sind schmuck-
und kunstlos, einförmig rot-
braun gefärbt. Zwei Klopf-
stcine, die wir erhielten,
stammten nach Angabe vom
Matanna-See.
Die Waffen der Tok(5a
unterscheiden sich kaum von
den in Kolaka geschilderten.
Das große Schwert, der Schild
und die Flechtwcrkpanzer sind
ungefähr dieselben wie dort.
Das nebenstehende Bild gibt
nach Photographie einen dem
höheren Typus angchörigcn
Tokt^a - Krieger mit Lanze,
Schwert und Panzerjacke wie-
der; die Kniehosen sind bugi-
sche Tracht; der über die Brust
geschlungene Sarong enthält
in seinen Knoten Amulette.
Die Lanzen mit einfacher
Blattklinge oder auch mit
einem Widerhaken versehen, zeigen meist, wie die linke unserer
Abbildung, Fig. 114, eine hübsche Umficchtung des Schaftes
mit Rotang. Daneben sind Wurflanzen mit ablösbarer Klinge,
Fig. Tok*a- Krieger.
Dijiiizedb, Google
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die an einem Tau aus Büffelhaut be-
festigt ist , in Gebrauch (siehe die
rechte im Bilde). Das einzige beinahe,
worin sich ein erfreuender Kunstsinn
äußert, sind die Flechtarbeiten. Nament-
lich die großen Hüte zeigen recht ele-
gante, farbenreiche Muster. Ein Haupt-
material zu diesen Geflechten liefern
die goldgelben Stengel einer Orchidee.
Die Häuser der gewöhnlichen
Leute sind sehr armsch^;; etwas besser,
jedenfalls viel größer, sind die der
Häuptlinge. Wie schon gesagt, schließen
sie nicht zu Dörfern zusammen, son-
dern sind einzeln oder in kleinen
Gruppen zerstreut. Das Anak»3a-Haus
von Lambuja war 2 1 Vb m lang und 1 1 m
breit und stand auf einem Wald von
Pfählen, An einer Schmalseite (links im
Bild auf der folgenden Seite) befand sich
ein kleinerVorbau, hier auch die Treppe,
ein geglätteter und gekerbter Stamm.
Die Wände des Hauses waren aus einem
sehr minderwertigen Material herge-
stellt, nämlich aus den Blattstielen
der Sagopalme und aus Palmblättem;
wenige Öffnungen ließen Licht in's
Innere des Hauses fallen. Dieses be-
stand aus einem einzigen, enormen,
ungeteilten Raum, in welchem auch der
Herd sich befand ; nur ein kleines
Kämmerchcn war durch einen Ver-
schlag abgeschlossen. Das sehr hohe, mit Atap gedeckte Dach
zeigte eine leicht geschwungene Firstlinie, beidseitig in ge-
bogene Holzbalken von etwa 2 m Länge auslaufend, die mit
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roh geschnitzten Vogelköpfen endeten. Bei dieser Einfachheit der
Häuser der Lebenden ist es eine wirklich sehr auffallende Er-
scheinung, daß auf die Behausungen der Toten, wie wir sie
geschildert haben, so viele Sorgfalt verwandt wird.
Die Tokda betrachteten mit Staunen unsere sauberen, mit
Segeltuch gedeckten Hütten. Das müssen große Männer sein,
sagte einer, die mit ihrem eigenen Hause reisen. Unsere java-
Fig. IIS. HiuptltngshauB in Lambuja.
nischen Diener sprachen von den Eingeborenen nur verächtlich
als von Orang-Utan, Waldmcnschen.
In Lambuja erfuhren wir, daß wir nur eine gute Tagereise
weit nördlich vom sogenannten Opa-See entfernt seien. Dieser
See spielte unter den Namen I Opa oder A Opa schon seit Vos-
maer in der Celeb es- Literatur eine gewisse Rolle und hatte end-
lich nach Erkundigungen, die Gouverneur van Braam-Morris von
Eingeborenen in Kendart einholen ließ und an Prof, A. Wichmann
sandte, auf den Karten eine unrichtige Lage unfern der Küste er-
halten. Wir hätten daher nie erwartet, hier im Herzen der Halbinsel in
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dessen Nähe zu sein und beschlossen sofort, den See aufzusuchen
und dann von dort aus ostwärts nach der Küste zu marschieren.
3. März. Der Weg von Lambuja nach dem Opa-See folgte
dem Ostabfall der hier etwa 700 — 800 m hohen Westkette in süd-
östhcher Richtung, bald dicht an ihrem hügeligen Fuße hin-
führend, bald in der Fläche, etwas weiter von ihr entfernt. Eine
ganze Reihe dieser Kette entströmender Bäche mußten dabei über-
schritten werden, welche sämtlich ostwärts dem großen Konaw^ha-
Flusse zueilten.
Zunächst ging es von Lambuja aus eben und rasch über eine
weite Grasfläche, dann über den Lalolde- oder Lambuja-FIuß und
weiter durch jungen Buschwald und sumpfige Strecken. An einer
Stelle verlegte eine neu angelegte und stark umzäunte Mais-
pflanzung den Pfad völlig. Wie oft haben wir doch bei unseren
Reisen diese für europäische Begriffe ganz unverständliche, aber
in Celebes außerhalb der Gouvernements lande allgemein übliche
Sitte der Eingeborenen verwünscht, ihre Pflanzungen quer über
die Verkehrspfade hin anzulegen und mit kräftigem Haag zu
umschließen! Der Wanderer, dem das Überklettern verboten ist,
mag dann selber zusehen, wie er auf schlechtem Umweg durch
Gestrüpp und Sumpf auf der anderen Seite der Plantage den
richtigen Pfad wieder finden kann. Übrigens waren bewohnte
Häuser und frische Felder in der Gegend selten; allenthalben aber
begegneten wir in der Buschwildnis Gruppen von Kokos- und
Areka-Palmen und Trümmern zerfallener Wohnungen.
Erst nach anderthalb Stunden trafen wir bei einem Bach auf's
neue eine Anpflanzung mit Häusern, Ler^ti genannt, und in deren
Nähe ein ganzes Feld von teils alten, teils neuen Gräbern, eine
wahre Totenstadt. Die Gräber waren hier alle von kleinen Dimen-
sionen, viereckige Geländer, aus Brettern oder Flechtwerk her-
gestellt, von etwas über i m Höhe und mit Erde bis oben an-
gefüllt ; darüber erhob sich auf Pfählen ein Dach mit kunstlosen
Verzierungen. Die auf der Erdterrasse stehenden Holzrahmen
waren in der Regel Nord -Süd, blos in einem Falle West -Ost
gerichtet ; sie enthielten zahlreiche Beigaben, Kleider und Gebrauchs-
,y Google
— 364 —
gegenstände. Anderes war darüber an Schnüren aufgehängt, so
bei einem Grabe die Panzerjacke des Verstorbenen. In einer
Kiste bemerkten wir auch zwei hölzerne, sehr roh, wie von Kin-
dern geschnitzte, menschliche Figuren, nur aus Kopf und Ober-
körper bestehend.
Von Lereti an begann eine Wanderung nasser Art, nament-
lich nach Überschreitung des kleinen, aber tiefen Meräka-Baches.
Mehrere Kilometer weit war der Pfad in einen grauen, schlam-
migen, knietiefen Brei verwandelt, der den Marsch unsäglich
erschwerte. Wir waren daher herzlich froh, als wir endlich auf
Vorhügeln der Kette wieder trockenen Boden gewannen. Hier
standen auch einzelne Häuser und Pflanzungen, Molitu. Da wir
uns nun fortdauernd am Abfall der Kette, etwas über der sumpf-
igen Fläche hielten, blieb der Pfad besser. Es folgte nun ein
ausgedehntes Hochwaldgebiet von außerordentlicher Schönheit ;
namentlich war der Reichtum an wilden Palmen, besonders Rotangs,
sehr groß. Die am Eingang des zweiten Bandes eingeheftete
Tafel gibt ein recht gutes Bild dieses prachtvollen Urwaldes. Die
beiden kleinen, unter den Rotangblättem fast verschwindenden
Figuren sind Daeng Mangatta, unser luwuresischer Prinz (der weiße
rechts) und einer seiner Dienstleute.
Gelegentliche Enklaven von Niederwald verrieten frühere
Kulturfiecke. Da immerfort kein Opa-See sich zeigte, so be-
schlossen wir, nach 1 Uhr in der Nähe einiger Häuser Halt zu
machen. Da erschien zu unserer Überraschung ein makassari scher
Handelsmann und erzählte, der See sei ganz nahe von hier, nur
wenige Minuten entfernt ; er habe sich dort niedergelassen, um
Rotang aufzukaufen; auch habe er bereits für unseren Hütten-
bau die nötigen Materialien vorbereitet. So brachen wir auf's
neue auf, hatten aber bei strömendem Gewitterregen noch eine
kleine Stunde durch Morast und überschwemmte Grasflächen zu
wandern, bis wir endlich auf zwei elende Baracken stießen, in
denen Rotang aufgestapelt war. Hier wurde uns gesagt, wir
befänden uns am Opa-See, von dem freilich nichts zu sehen war
als eine grüne Schilfmauer. Von irgendwelcher Vorbereitung für
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unseren Empfang war natürlich keine Rede gewesen, so daß wir
uns in recht übler Lage befanden. Die übermüdeten Träger
langten im Regen erst nach stundenlangem Warten an. Vier Kulis
mußten von ihren Kameraden getragen werden; einige trafen
überhaupt nicht ein. Spät am Abend erst konnten wir unsere
Hütte beziehen und etwas Warmes zu uns nehmen.
4. Mär z. Die Gegend hier herum heißt Puriala, was „Schwarz-
wasser" bedeutet. Auf zwei kleinen Einbäumen wurde eine See-
Exkursion unternommen. Dabei stellte sich heraus, daß wir es
nicht mit einem See, sondern blos mit einem sehr ausgedehnten
Sumpf zu tun hatten, dessen Oberfläche mit einem Pflanzenfilz
von vielleicht einem halben Meter Mächtigkeit bedeckt war. Diese
Vegetation machte das Vorwärtskommen fast unmöglich; sie
bestand zum überwiegenden Teile aus Utricularien. Weite Strecken
waren auch mit Lotos bestanden, dessen rote Blüten in Menge
aus der grünen Masse hervorleuchteten ; auch ein Farn, Aspidium
unitum Sw., war häuüg vertreten.
Nirgends zeigte sich uns eine pflanzenfreie Wasserfläche. Das
Wasser war in dem von uns befahrenen Teile etwa zwei Meter
tief, von hell kaffeebrauner Farbe und von einem seidenartig
schimmernden Häutchen bedeckt. Dieser Sumpf zieht sich am
Ostabfall des Gebirges hin, nach Osten zu weit ausgreifend ; er
nimmt offenbar die tiefste Stelle der zwischen den beiden Ketten
liegenden, muldenartigen Fläche ein. Seine Meereshöhe bestimmten
wir auf ca. 30 m. Die Tierwelt des Sumpfes scheint arm zu sein.
Von Mollusken erhielten wir blos weitverbreitete Arten, am häu-
figsten Ampullaria, spärlicher Vivipara und Planorbis ; ein kleines
lai^schwänziges Krebschen erwies sich als neu, Caridina opaensis
Roux.
Da es nicht möglich war, wegen des Pflanzenwuchses einen
Überblick zu gewinnen, mußten wir uns auf Erkundigungen von
Eingeborenen beschränken. Wir erfuhren, der Opa- oder Aöpa-
(beides sei richtig) Sumpf nehme in der Regenzeit eine Fläche
ein, die etwa zweimal so groß sei als die Bai von Kendari ; in
der Trockenzeit schrumpfe er bedeutend zusammen, ohne je
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ganz auszutrocknen. Offene, von Vegetation freie Stellen gebe es
zwei im westlichen Teile.
Mehrere Bäche speisen diesen Sumpf; mit Namen genannt
wurde der Simbune, Da dies übereinkommt mit der Angabe,
welche wir früher erhielten, als wir selber am Simbune-Bach über-
nachteten, so können wir nun mit einer gewissen Sicherheit den
Tinondo-Rücken als Wasserscheide zwischen den beiden Meeren
ansehen. Die Auswässerung des Sumpfes geschehe nach Nord-
osten zum Konawöha-Fluß und münde bei einem Dorfe Lango-
näwe (von anderen Lalangläno genannt) in diesen; nach dem
Dorfe habe auch der Ausfluß seinen Namen; die Austrittsstelle
aus dem Sumpf sei etwa einen halben Tag Ruderns von unserem
Standorte entfernt.
Buginesische und makassarische Kaufleute kommen hierher,
um von den Eingeborenen Rotang aufzukaufen und verfrachten
diesen dann auf Flößen nach der Küste, indem sie durch die
Pflanzenbarren einen Kanal freihacken, sicher eine sehr mühsame
Arbeit. Furiala ist somit eine Art von Inlandhafen für den Rotang-
handel.
Wir benützten den Tag noch zu einer astronomischen Be-
stimmung (Puriala 4* 6,5' S.B., 122* 7' O.L.G.) und zum Aus-
ruhen, was freilich durch Moskitoschwärme sehr verbittert wurde.
Unsere Truppe befand sich in schlechtem Zustande. Wir
hatten viele Fälle von Dysenterie und Fieber, und fast alle Leute
litten an Wunden, teils auf den Schultern durch den Druck der
Lasten, teils an Beinen und Füßen, entstanden durch das Kratzen
infolge des entsetzlichen Juckreizes, welchen die schon mehrfach
erwähnte, winzige Buschmilbe hervorruft. Bei den vielen Sumpf-
wanderungen konnten auch bei uns diese eiternden Flächen nicht
zur Heilung kommen. Die zwölf kränksten Kulis flehten uns an,
von hier mit einem Floße nach der Küste fahren zu dürfen, wozu
einige bugische Kaufleute sich erboten, behilflich zu sein; wir
versahen sie mit Lebensmitteln und Geld. Leider haben wir auf
dieser Reise vier Kulis an Dysenterie verloren.
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Der Anak^a der Landschaft Puriala kam zum Besuch und
schenkte uns zum Abschied einen Schuppen panzer aus Büffel -
leder, ein besonders schönes und altes Stück.
5. März. Von Puriala aus direkt ostwärts nach der Küste
zu reisen, erschien bei der gegenwärtig sehr großen Ausdehnung
des Opa-Sumpfes unausführbar. Es wurde uns vielmehr ange-
raten, auf demselben Wege, auf dem wir gekommen, etwa drei
Stunden weit nach Norden zurückzukehren und dann ostwärts
vorzustoßen. Dies taten wir auch und übernachteten am kleinen
Flusse Sonäi, in der Nähe des früher schon erwähnten Dörfchens
Molitu.
6. März. Noch eine Viertelstunde folgten wir dem alten
Weg und wandten uns dann nach Osten in die Fläche, Anfangs
waren es blos überströmte Grasebenen, mit Inseln von Busch-
wald abwechselnd, die zu durchschreiten waren. Bald aber begann
ein Sagopalmensumpf von großen Dimensionen. Volle zwei und
eine halbe Stunde lang ging es fast ununterbrochen durch knie-
tiefes, oft aber hüfttiefes, schlammiges, kaffeebraunes Wasser,
mit schillerndem Häutchen bedeckt.
Die Vegetation war ungemein prachtvoll und großartig. Die
Hauptmasse bildeten Sagopalmen in ungeheuren Beständen, teil-
weise alleinherrschend oder aber untermischt mit einer niedrigeren
Fiederpalmenart, die ihre langen, mit scharfen, weißen Domen
wirtelweise an den Blattstielen bewehrten Wedel, die Hand ver-
räterisch zum Festhalten einladend, über das Wasser ausstreckte.
Daneben fehlten stellenweise auch Rotangpalmen und Laubbäume
nicht, diese letzteren mei.st von kletternden Aroideen überkleidct ;
auch schön entwickelte Pandanecn zeigten sich hin und wider
eingestreut. Allein es war nicht möglich, diese Pracht zu ge-
nießen; denn die ganze Aufmerksamkeit mußte dem Pfade zu-
gewandt werden. Langsam tastete man sich über die im trüben
Wasser verborgenen, gefallenen Bäume und das dichte Wurzel-
werk weiter, und gar oft kostete es große Mühe, aus dem tiefen
Schlamm den Fuß wieder zu befreien.
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Von Zeit zu Zeit trafen wir an etwas erhöhten Stellen arm-
selige Hütten von Sagoklopfem an, welche aber sofort das Weite
suchten, wenn wir uns näherten, wie das in den leeren Hütten
noch brennende Feuer deutlich verriet. Ein einziges Mal nur
gelang es, sie bei der Arbeit zu überraschen; sie waren nur mit
dem Schamtuch bekleidet und stampften den Sago mit den Füßen.
In der Nähe solcher Werkstätten war der Sumpf jedesmal beson-
ders schwer passierbar wegen der vielen im Wasser liegenden
gefällten, halbierten und zur Sagogewinnung ausgehöhlten Palm-
stämme.
Endlich begann sich das Gelände etwas zu erheben und Hoch-
wald an die Stelle der Sumpfvegetation zu treten. Bald folgte
auch eine Pflanzung von Reis und Mais, wo der Besitzer uns und
unseren Leuten erlaubte, an den reifen Kolben sich gütlich zu
tun. Ein paar Häuser wurden uns als Lalunggätu bezeichnet.
Noch weitere 20 Minuten und wir standen am rechten Ufer des
breit und voll dahin strömenden Konawt^ha-Flusses, Hier befand
sich auch das große Haus des Häuptlings der Gegend, Maköle
Simbau. Es bestand, wie das früher beschriebene, aus einem
einzigen, großen, ungeteilten Raum. Unter dem Hausrat fielen
uns aus Tüchern hergestellte Moskitonetze auf.
Als Führer durch das Sumpfgebiet hatte uns ein etwa vier-
zehnjähriger Knabe gedient, den unsere Begleiter in dem sonst
verlassenen' Örtchen Molitu aufgefunden hatten. Nun war uns
aufgefallen, daß eine alte Frau den ganzen, beschwerlichen Tages-
marsch mitgemacht hatte. Als wir dem Jungen Geschenke für
seine Mühe gaben, heiterte sich das Gesicht der Alten plötzlich
auf, und auf unsere Frage, warum sie eigentlich mitgekommen
sei, erhielten wir die Antwort, sie sei die Mutter des Knaben und
habe Angst gehabt, wir würden ihn als Sklaven mitnehmen oder
ermorden; sie aber habe mit ihrem einzigen Kinde sterben wollen.
Gewiß ein rührendes Bild, diese wilde Tok6a-Mutter , die ihrem
Kinde auf dem vermeintlichen Todesgange folgt, aber auch eine
deutliche Illustration dessen, was man in Südost -Celebes für
möglich hält.
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Der Häuptling von Puriila hatte die Freundlichkeit gehabt,
zwei kleine Einbäume hierher zu senden, um uns den Übergang
über den Fluß zu erleichtern. Auf diesen setzten wir nun über,
was mit unseren vielen Leuten lange Zeit in Anspruch nahm.
Der Konaweha läuft hier nach Ostostsüd; er kommt von
Norden her, indem er, wie man uns sagte, in den Gebirgen süd-
lich vom Towuti-Sce entspringt ; er fließt dann in der geschil-
derten, flächenartigen Mulde zwischen den beiden Gebirgssystemen
nach Süden, um schließlich nach Osten abzubiegen und nach
Durchbruch der Ostkette bei Sampära, nördlich von Kendari, in
die See zu fallen. Nach dieser seiner Mündung ist er auf eini-
gen Karten als Sampära -Fluß eingezeichnet. Bei Lalunggatu
bestimmten wir seine Breite auf 65 m und seine Tiefe auf 3 V* m;
seine Ufer waren mit hohem Schilfe bestanden.
Am linken Ufer bauten wir die Hütten. Abends kam ein
Trupp Eingeborener, Männer und Frauen, zu unserem Lager, um
Hühner und Maiskolben gegen Tücher, Glasperlenbänder und wohl-
duftende Seife zu vertauschen ; auch ihre hölzernen Schilde gaben
sie gerne her. Sie wurden bald recht zutraulich und schienen gut-
artiger Natur zu sein, aber von niederem Typus, klein und breit-
nasig, dabei sehr arm und schmutzig. Der Häuptling des Landes
ließ zu unseren Ehren einen Büffel schlachten und schickte uns
noch außerdem eine Wanne mit Reis zum Geschenk.
Nachts starkes Gewitter. Die Moskiten kamen in Wolken in
unsere Hütten hinein. Meereshöhe 35 m.
7. März. Von hier an wurde der Pfad wesentlich besser und
die Gegend reicher bevölkert und bebaut. Eigentliche Dörfer gab
es zwar auch hier nicht ; wohl aber begegneten wir in ziemlich
kurzen Abständen zerstreuten Häusern und Pflanzungen von Mais,
Reis und Tabak, welch' letzterer recht gut zu gedeihen schien.
Die Ansiedelungen waren voneinander getrennt durch Strecken
jungen Buschwaldes, Grasflächen oder Hochwald. Die beiden
längsten menschenleeren Waldstreckcn waren in je dreiviertel
Stunden passiert.
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— 370 —
Der Hochwald war stets von hoher Schönheit und an Palmen
sehr reich, das Tierleben dag^en arm. Gelegentlich zeigten sich
Spuren des kleinen Gemsbüffels, und wir erfuhren, es gebe deren
viele hier. Ein Nashornvogel flog von Zeit zu Zeit sausend über
die Wipfel hin, und auf dem feuchten Waldboden sahen wir eine
Sumpfschildkröte, Cyclemys amboinensis (Daud.), ihrer Nahrung
nachgehen. Von Mollusken trafen wir trotz der Feuchtigkeit
fast nur tote Schalen an. Auffallend war uns in dieser Gegend
eine große Schnecke aus der sonst nur in Nord-Celebes ver-
tretenen Obba Papilla (Müll.) -Gruppe. Die Gattung Obba ist von
philippinischer Herkunft und muß Celebes auf der früher {Seite 251)
besprochenen Landbrücke, welche einst die Minahassa mit Mindanao
verband, zugekommen sein; sie stellt daher hier im Südosten ein
weit hergewandertes Element dar, wofür sich freilich noch andere
Beispiele anführen ließen. Im allgemeinen schließt sich die Fauna
der südöstlichen Halbinsel sehr enge an die des Südarms und
des südlichen Central-Celebes an. Unter den V<^eln z. B. fanden
wir auf dieser Reise durch geographisch so unbekanntes Gebiet
nur eine einzige neue Art, einen BriHenv<^el, Zosterops consobri-
norum A, B. M., einer Gattung angehörig, die sich durch Bildung
von Lokal formen auszeichnet.
Das Gelände blieb vollkommen eben, bis gegen Mittag vor
uns die ersten Vorhügel der Ostkettc erschienen, denen wir uns,
da unser Pfad fast direkt ostwärts führte, rasch näherten. Wir
waren nun in die Landschaft Pundidäha eingetreten und errich-
teten in der Nähe des sehr großen Häuptlingshauses unsere Hütten.
Ein starker, nach Südsüdost strömender und nach Schätzung 20 m
breiter Nebenfluß des Konaw^ha floß dicht an diesem Hause vor-
bei ; er wurde uns als Lahambüti bezeichnet, soll von einem Lembo
genannten Gebirge herkommen und etwa einen Tag Rudems von
hier in den Konaweha sich ergießen. Weiter wurde uns gesagt,
die Einmündungssteile des aus dem Opa-Sumpf kommenden,
rechtsufrigen Zuflusses des Konaweha sei von hier zu Fuß in
einem Tag, zu Boot aber in zweien zu erreichen, da man erst den
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— 371 —
Lahambuti abwärts und dann den stark sich windenden Kona-
weha hinauf zu fahren habe.
Etwa um acht Uhr abends näherte sich unserer Hütte ein
kleiner Zug Eingeborener unter dem Schlagen von Trommeln.
Zuvörderst schritt ein Junger Mann, der auf dem Rücken in einem
Tragstuhl einen uralten Mann hereinbrachte und behutsam vor
uns niedersetzte, dann das Gefolge. Es war der greise, wohl
neunzigjährige Fürst der Landschaft Pundidaha, schneeweiß von
Haar und vöHig erblindet. Seine Leute behandelten ihn wie ein
Heiligtum und wehrten, beständig leise streichend, die zahlreichen
Moskiten von ihm ab. Der Greis hielt eine längere Ansprache,
in der er seiner Freude darüber Ausdruck gab, daß er endlich
Europäer in seinem Gebiet begrüßen dürfe. Nach einigen Höflich-
keiten von unserer Seite bat er um die Erlaubnis, sich entfernen
zu dürfen; er wurde wieder weggetragen, und unter Trommel-
schlag verschwand der kleine Zug in der Nacht. Es war das
ergreifendste Bild eines celebensischen Patriarchen gewesen, das
uns jemals begegnet ist. Sein Name ist Anak^a Saranäni, von
den Bugis „Aru matowa", der alte Fürst, genannt.
8. März. Unser Reisvorrat gestattete uns, noch einen Arbeits-
tag einzuschieben, den wir wieder auf anthropologische Aufnahmen
verwandten. Die Leute hier waren sehr scheu; doch gelang es,
durch Vermittlung des Fürsten eine Anzahl PhotograpHieen und
Messungen auszuführen. Wir verrichteten diese Arbeit auf dem
grenzenlos morastigen Boden vor dem Eingang des Fürstenhauses.
Die Leute nannten sich hier ebenfalls Tok^a und zeigten genau
dieselben Eigentümlichkeiten, wie die von Lambuja. Man sagte
uns, im Walde lebten noch Menschen, die nie zum Vorschein
kommen wollten; sie seien scheu wie die Vögel. Nach allem,
was wir hörten, scheint der Islam hier schon stark die Sitten
beeinflußt zu haben; Kopfjagd komme noch ab und zu vor, so
bei der Ernte und dann beim Tode der Häuptlinge,
Es fiel uns auf, daß neben dem gekerbten Baumstamm, der
als Treppe zum Häuptlingshause diente, ein altes, holländisches
24-
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- 372 —
Kanonenrohr aufgepflanzt war. Wie mag dieses hierher gekommen
sein? Pundidaha liegt nur noch ca. 25m über Meer; 3''58.5's-B.
9. März. Das Übersetzen über den Lahambuti nahm, da
wir nur einen einzigen, kleinen Einbaum zur Verfügung hatten,
zwei volle Stunden weg. Am jenseitigen, linken Ufer stand der
Wald weithin unter Wasser, so daß wir mehrfach den Pfad ver-
loren. An einem Bache, Watuwätu, bemerkten wir einen großen
Steinhaufen, auf den jeder Vorübergehende einen weiteren Stein
warf; zu wess' Gedächtnis sind wir nicht zu wissen gekommen.
Nach Überschreitung des kleinen, aber sehr tiefen WawoMmo-
Flusses machte der Hochwald für lange Zeit niederem Busch- und
Grasland Platz; zugleich wurde die Gegend wellig, da wir nun-
mehr in das Gebiet der Ostkette eintraten. Höhere, vielleicht
500 m erreichende Rücken ließen wir zur Linken liegen und über-
schritten nur niedrige, südwärts streichende Ausläufer derselben.
Eine Gruppe gut gebauter Häuser, Laloümera mit Namen,
fanden wir verlassen und richteten uns darin für die Nacht ein.
Wir sahen eben noch, wie einer drei alte Messinghelme und einen
ledernen Schuppenpanzer aus einem Hause herausholte und damit
im Buschwerk verschwand. Wie wir später erfuhren, sollen diese
Helme aus Buton stammen, was sehr wohl richtig sein kann,
da die holländische Kompagnie solche als Ehrengeschenke an die
Fürsten zu verteilen pflegte. Es war für uns und unsere Studien
und Sammlungen eine äußerst fatale Sache, daß wir infolge der
Verleumdungen der Boneer fast überall am Anfang wie Räuber
gefürchtet wurden.
Nicht nur die Wohnhäuser, sondern auch die Vorratshäuschen
für die Feldfrüchte waren hier recht gut gehalten. Diese letzteren
standen auf sechs Pfeilern, die unten durch eine Sitzbank ver-
bunden waren; gegen die Mäuse hatte man die oberen Teile der
Stützen mit glatter Palmblattscheide trichterförmig umgeben.
Erst am späten Nachmittag machte sich der Besitzer des
Hauses, in welchem unsere beiden europäischen Begleiter Quartier
bezogen hatten, mit seinem Schwager herbei; der letztere war
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der Anak^a der Gegend. Ohne daß wir es gewußt hatten, sahen
wir den beiden kräftig gebauten Gestalten mit intelligenten, stark
an die Bugis erinnernden Gesichtszügen sofort an, daß wir uns
im Gebiet eines von den Tok^a verschiedenen Stammes befinden
mußten und erfuhren nun in der Tat, daß wir hier im Lande
der Tololäki oder ToUki seien. Dieser Stamm bewohnt im
großen und ganzen denjenigen Teil der Ostkette, der auf dem
Fig. 1(6. ReishBuscIien in Laloüraers.
linken Ufer des Konaw^ha liegt, bis nach Sampära an der Mün-
dung dieses Flusses und Lasölo im Norden, ferner unter den
Tok^a zerstreut im Hinterland von Kendari. Sie scheinen die-
selbe oder eine nahe verwandte Sprache wie die Tokt^a zu
sprechen, indem uns für „nein" auch das Wort tamboki oder
tamboke angegeben wurde. Wir befanden uns hier auf ca. 40 m
Meereshöhe; 3* 59.5' S.B.
10. März. Am Morgen kamen die beiden Tololäki von
gestern wieder, begleitet von einem Sklaven. Wir unterhielten
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uns lange mit ihnen ^ per Dolmetscher natürlich — und er-
fuhren das folgende.
Die Tololaki stammen, sagte der Anak^a, dessen Bild wir
hier wiedergeben, weit von Norden her aus dem Gebiet des
Matanna-See's, von einem Orte mit Namen Andolaki; ihre Lieb-
lingsbeschäftigung ist der Krieg. Wenn die Fürsten von Pundi-
daha, Lambuja usw. mit jemandem in Händel geraten, so rufen
sie die Tololaki auf; so auch, um Köpfe zu holen, wenn sie solche
nötig haben. Die Vorfechter, zu denen auch unsere beiden Be-
sucher gehörten, wohnen hier in Laloümera. Die Köpfe werden
mit Vorliebe in Muna und bei den
Moron^ne geschnellt. Der Anlaß zu den
Kopfjagden sei hauptsächlich der Tod
eines Fürsten; denn dann müsse jeder
männliche Nachkomme einen Kopf be-
schaffen; vorher dürfe der Tote nicht
begraben werden. Bei Lalunggatu hatten
wir selbst in einem kleinen, abseits
stehenden Pfahlhäuschen einen hölzernen
Sarg gesehen, in welchem, wie man uns
erzählte, ein Toter schon zehn Jahre auf
Fig. iii- Der Anakia der Seine Bestattung wartete.
" ° '■ Über dieKopf Jagden erfuhren wir weiter,
daß nur die Schädelkapsel ohne den Skalp heimgebracht werde;
diese werde dann entweder in die Holzkiste gelegt, welche auf dem
Grabe stehe oder auf einem in die Erde gesteckten Stocke befestigt.
Der Skalp werde unter die Teilnehmer an der Jagd verteilt, von
denen jeder ein Stückchen an seinem Hauscingange befestige.
Dagegen stamme das Haar an den Schwertgriffen und an den
Schilden meist nicht von Getöteten, sondern von Geschorenen
her. Das Gehirn Erschlagener werde nicht gegessen ; wohl aber
tränken sie vom Blute und wüschen sich damit das Gesicht.
Sklavenkriegc kämen hier nicht vor, sagten sie. Wenn die Bugis
Leute brauchen, so fangen sie sie mit List, indem sie sie über-
reden, mit nach Kendari oder sonstwohin zu kommen und dann
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festhalten. Nach allen diesen Mitteilungen scheinen die Tololaki
eine Art von Kriegerkaste darzustellen, welche von anderen in
Dienst genommen werden kann.
Da die Tololaki gerade eine Gürtelzone längs der Ostküste
bewohnen, so erklärt sich nun leicht, wie die Eingeborenen von
Südost-Celebes in den Geruch besonderer Blutdürstigkeit gekommen
sind. Für die kleinen Toköa und die Tomekonka hat dies indessen
keinerlei Geltung. Daeng Mangatta, unser Luwu-Prinz, war hier
sichtlich in großer Angst; er ließ uns noch in der Nacht sagen,
wir sollten die Wachen verstärken; denn vor den Tololaki sei
niemand sicher, nicht einmal ihre
eigene Familie. Wenn einer von
ihnen in's Mingkoka'sche komme, so
werde er unablässig bewacht, so
wenig könne man ihnen trauen. Wir
sind mit diesen gefürchteten Kopf-
jägern aufs beste ausgekommen und
haben sogar die drei gemessen und
photographiert. Weitere indessen zu
einem Besuche bei uns zu bew^en, pig „e. Becher der ToloUkL
gelang nicht.
Unter dem Hausrat, den wir hier sahen, fiel uns besonders
ein Trinkgefäß durch seine Zierlichkeit auf. Es bestand aus
einer glatt geschabten Kokosnußschale, welche auf einem Fuß
von Rotanggeflecht befestigt war; das Gefäß erinnert in seiner
Form sehr an unsere Römergläser. Sollten nicht, so fragten wir
uns, die alten Germanen ähnliche Gefäße gehabt haben. Schalen,
auf einem Fuß von Weiden- oder anderem Geflecht ruhend, und
sollten nicht am Ende die gläsernen Ringe, welche den Fuß des
typischen Rhein Weinglases zieren, eine Erinnerung sein an einen
früheren Fuß aus Flechtwerk?
11. März. Dem kleinen, bei Laloümera vorbeifließenden
Bache folgend und ihn oder Seitenäste desselben vielfach über-
schreitend, wanderten wir in hügeliger Landschaft weiter; Busch-
wald herrschte vor, gelegentlich durch Pflanzungen unterbrochen.
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Nach zwei Stunden trafen wir auf einen zweiten, starken Bach,
den wir gleichfalls häufig kreuzten, bis wir uns nordostwärts einen
steilen, nach oben hin mit Hochwald bedeckten, ca. 240 m hohen
Hügelrücken hinaufwandten; er wurde uns als Purära bezeichnet.
Leider hinderte der Wald jeden Ausblick. Ein jäher Abstieg
brachte uns in das sumpfige Tal eines Baches, dem wir wiederum
längere Zeit folgten.
Fig. 119. Der KqnHwÄha-Flu6 bei Ussmbalu.
Plötzlich öffnete sich der Blick in ein weites Tal, in welchem
wir mit Freude das majestätische Silberband des Konawöha-
FUisses begrüßten; Dörfer, von Kokospalmen umgeben, zeigten
sich an seinem L'fer. Es waren dies die ersten eigentlichen
Dörfer, seitdem wir die Gegend der Mingkoka-Bai verlassen, da
im Inneren, wie mehrfach gesagt, die Häuser einzeln oder in
kleinen Gruppen zerstreut stehen. Beim Örtchen Puhära oder
Kapuhära stießen wir an den Fluß, folgten diesem noch eine
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halbe Stunde abwärts und setzten dann auf's rechte Ufer über,
wo wiederum ein Dörfchen, Usambälu, gelegen war, in dessen
Nähe wir übernachteten.
Die Breite des Stromes betrug hier 6om, war also nicht
bedeutender als drei Tagereisen von hier inlands bei Lalunggatu;
dafür aber war er hier ^ m tief, während wir dort nur 3'/» gefunden
hatten. Am Ufer lagen eine Anzahl guter, seetüchtiger Frauen,
welche von Sampära heraufgekommen waren. Weiter stromauf-
wärts wird leider die Schifffahrt dadurch vereitelt, daß der Kona-
w£ha auf der Höhe von Laloümera, wie man uns sagte, sieben
Schnellen bildet, welche nur mit Flößen passiert werden können.
Die hiesige Bevölkerung war eine bunt gemischte; sie bestand
aus bugischen Kauf leuten und allerlei Elementen aus dem Inneren
des Landes. Bei den Häusern bildeten Haufen von Schalen der
Flußmuschel Batissa Küchenabfälle. In der Nacht fiel starker
Regen.
12. März. Das einfachste wäre nun gewesen, mit Kähnen
nach der Küste zu fahren. Da wir indessen nach Kendari wollten,
der Konaweha aber nördhch davon bei Sampära mündet, be-
schlossen wir, den Landweg zu wählen und schickten nur einige
Kranke per Boot zur Küste,
Unser Pfad verließ bald den Konaweha und führte durch
sumpfiges, stellenweise mit Sago bestandenes und von vielen
Bächen durchschnittenes Gelände. Zwei kleine Seen schienen uns
blos eine Folge der vielen Regen der letzten Zeit zu sein. Wir
hatten überhaupt auf der ganzen Reise von Kolaka bis Kendari
viel von Regen zu leiden gehabt, während nach dem meteoro-
logischen Schema in dieser Jahreszeit der Osten der Halbinsel
trockenes Wetter hätte haben sollen.
Hin und wider begegneten wir Anpflanzungen; weite Strecken
indessen bedeckte blos Buschwald oder Gras. Nach anderthalb
Stunden solchen Wanderns betraten wir bei der Pflanzung Abeli
einen weiten, ebenen, grasbewachsenen Talboden, vielleicht eine
alte Seeflächc, wo der Pfad sich in grauen Morast verlor; dann
wurde die Gegend hügelig und trocken und, so weit man sehen
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konnte, mit lieblicher Parkvegetation bedeckt; die vielen gras-
bewachsenen Erdwetlen präsentierten sich wie ein aufgeregtes
Meer. Wir erstiegen eine nach der anderen, immer in der frohen
Erwartung, endlich die Kendari-Bai vor uns zu sehen ; aber immer
hemmte ein neuer Hügel oder ein Waldrand den Ausblick. Von
Zeit zu Zeit auch zwang uns eine umzäunte Pflanzung zu müh-
samen Umwegen.
Um I Uhr kamen wir sehr ermüdet bei einem Flüßchen,
Lahundäpi, an, und da sich immer noch nichts vom Meere zeigte,
beschlossen wir, hier zu übernachten. Als wir eben die Hütten
aufschlugen, erschien zu unserer nicht geringen Überraschung der
Chinese, in dessen Haus wir in Kolaka gewohnt hatten und be-
grüßte uns herzlich. Er war mit Resident Briigman auf dem
Schwan nach Kendari gekommen und berichtete nun, wir seien
ganz nahe an der Bai, die nur durch einen Waldgürtel unseren
Blicken entzc^en sei.
Gleich darauf brachte ein anderer Bote einen Brief des Gou-
verneurs, Barons van Hoevell, der unterdessen ebenfalls mit einem
Dampfer der Packetfahrt nach Kendari gereist war, um nach dem
Rechten zu sehen. Er hatte durch Boten von unserem Anmarsch
gehört und lud uns nun herzlich ein, sofort an Bord des Schwan
zu kommen. Noch zwanzig Minuten durch Wald und hüfttiefen
Mangroven-Sumpf, und wir standen am Ufer der weiten Bai. In
geringer Entfernung vor uns lag der weiße Schwan, etwas weiter
die Java. Boote waren bereit, uns an Bord zu bringen. Ein
herzlicher Empfang mit eisgekühltem Champagner brachte uns
rasch in die europäische Civilisation zurück.
Der Schwan war uns in die Nordwestecke der Bai entgegen-
gefahren und dampfte nun noch am gleichen Abend zurück vor
das Pfahldorf Kendari, wo die Java vor Anker lag.
13. März. Die Java verließ am Morgen Kendari, um nach
Makassar zurückzukehren; der Schwan dagegen sollte auf Befehl
des Gouverneurs noch einen Tag auf die per Boot nach Sampära
gereisten Träger warten.
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Die Kendari-Bai wurde 1831 von Vosmaer, einem in diesen
Gewässern handeltreibenden Kaufmann, entdeckt, nach welchem
sie gelegentlich auch Vosmaer's - Bai genannt wird; sie gleicht
völlig einem Landsee, da der Eingai^ sehr schmal und überdies
durch eine Insel in zwei Straßen geteilt ist. Bei starkem Regen
wird die ganze Bai durch das massenhaft zuströmende Süßwasser
braun gefärbt; ihre Entstehung verdankt sie wohl einem lokalen
Einbruch im Ostkettensystem,
Der Fürst von Laiwöi kam den Gouverneur zu besuchen.
Wie oben schon gesagt, ist seine Macht recht klein, da er nur
einer von den vielen Konawe - Häuptlingen ist. Der Säo-Säo —
dies ist sein Titel — ist ein lächerlich kleines Männchen von nur
145 cm Höhe, ein Pygmäenkönig.
Der Gouverneur ließ ihm durch den Residenten Brugman
einige Fragen vorlegen: „Warum holen die Eingeborenen hier
Köpfe, wenn ein Fürst stirbt?" Diese Frage setzte ihn sichtlich
in große Verlegenheit, was in der Umgebung, in der er sich be-
fand, auch nicht wunder nehmen konnte. „Ich habe noch nie
Köpfe holen lassen", war die Antwort. „Schon gut, das glaub
ich", sagte der Gouverneur, „aber warum tun es die Leute im
Inneren?" Antwort: „Weil sonst Mißwachs erfolgt und Krank-
heiten kommen." Frage: „Wer schickt die Krankheiten?" Ant-
wort : „Wenn nicht geschnellt wird, werden die Geister der Sando
böse." Die Sando sind die Priester. Solcher Geister oder Teufel
gebe es sieben, sagte er weiter, die mit Klewangs bewaffnet die
Sando in Schrecken setzen. Frage: „Wird nicht vor allem der
Geist des Toten böse, wenn keine Köpfe geholt werden?" Ant-
wort: „Nein; denn der Mann ist ja tot und kann nicht mehr böse
werden." Frage: „Wohin geht der verstorbene Fürst?" Antwort:
„Ich weiß es nicht, aber der Guru (mohammedanischer Priester)
weiß es; der hat Unterricht von den Bugis bekommen."
Aus diesem Examen geht Jedenfalls soviel hervor, daß die
Leute vielfach Gebräuchen folgen, die sie gar nicht mehr ver-
stehen und zweitens, daß der Islam schon starken Einfluß ausübt.
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— 38o —
Die Schwerter, die wir in Kendari sahen, sind dieselben großen
Waffen, die wir bereits beschrieben haben, besitzen aber oft noch
einen Handschutz aus Büffethom.
14. März. Da die zurückgebliebenen Kulis am Morgen ein-
trafen, konnte der Schwan Kendari verlassen. Der Gouverneur
beschloß, zuerst Daeng Mangatta mit seinen Leuten nach Kolaka
zurückzubrii^en und dann Paloppo anzulaufen, wo der Resident
politische Geschäfte zu besorgen hatte.
Da die Buton-Straße in der Nacht gefährlich zu passieren ist,
so ließen wir am Abend den Anker in der Straße zwischen dem
Festland und der Insel Wowöni fallen. Diese letztere wird von
Bei^ketten durchzogen, welche nord-südlich verlaufen und offen-
bar Reste eines sonst abgesunkenen Teiles des Ostkettensystems
darstellen. Der Strand der Insel sowohl, als der des nahen Fest-
landes, scheinen aus Kalkstein zu bestehen. Stellenweise hatte
die Flut die Strandfelsen zernagt und in einzelne Blöcke aufge-
löst, welche, mit Vegetation bedeckt, wie Blumenkörbe aus dem
Wasser ragten.
15. März. Eine Fahrt durch die Buton-Straße zwischen den
Inseln Buton und Muna hindurch gehört zu den landschaftlich
hübschesten Partieen der östlichen Meere, da die Passage gegen
Süden zu stromartig schmal wird. Die nordöstliche Hälfte der
Insel Buton, welche in ihrem Inneren noch völlig unbekannt ist,
wird durch einen waldigen Rost nordsüdltch streichender Ketten
durchsetzt, die als Fortsetzungen derjenigen des Festlandes er-
scheinen. Dieser gebirgige Teil der Insel scheint kaum bewohnt
zu sein; wenigstens bemerkten wir keine Lichtungen in der Wald-
decke. Der südliche Teil ist Hügelland und vielfach unter Kultur
genommen. Inmitten von Maisfeldem bemerkten wir vom Schiffe
aus zwei Höhlen, in welche Wohnungen hineingebaut waren. Die
gleichfalls unbekannte Insel Muna dagegen ist flach.
Gegen Abend bekamen wir die Insel Kambaena in Sicht, die
in ihrer Längsrichtung von einer Kette durchzogen ist; in ihrer
Mitte zeichnet sich eine hohe, steile Spitze vulkanartig aus ; doch
ist es kaum wahrscheinlich, daß hier ein Vulkan sich befindet.
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i6. März. In Kolaka schifften wir den Luwu-Prinzen aus,
nachdem wir ihm zum Abschied ein Gewehr geschenkt und nahmen
dafür den luwuresischen Statthalter an Bord, der nach Paloppo
zurückzukehren wünschte ; dann wurde die Fahrt gleich fortgesetzt.
Nördlich von der Mingkoka-Bal erhebt sich, wie wir vom Schiffe
aus beobachten konnten, ein sehr hohes, zackiges Gebirge, das
wir aber erst am folgenden Morgen von der Paloppo-Bai aus ganz
zu übersehen vermochten. Es ist eine im allgemeinen nordsüdlich
streichende Gebirgsmasse, die mit zu den kräftigsten Erhebungen
von Celebes gehören muß. Die Eingeborenen bezeichneten uns
das Gebirge als Sussiia und gaben uns auch die Namen der drei
Hauptspitzen an. Eine nähere Erforschung wäre von großer
Wichtigkeit.
l8. März. Heimfahrt nach Makassar bei ruhiger See und
glückliche Ankunft daselbst am folgenden Tage.
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Dijiiizebb, Google
Karten zum ersten Bande.
No. II bis VII.
No. I befindet sich vorne neben dem Titelblatt.
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Dijiiizeob, Google
Sar»lndir. M.Oser
Dijiiizedb, Google
Nord-
MONGON
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Reise von der
Col
Sjr.sin dir m.Ostr del
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Reise von
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Südost- Celebes
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Reise von der Mingkoka-zur
Kendari-Bai
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