TAB MENU

Catatan Perjalanan Bangsa Eropa Di Mekongga

Perjalanan dari Teluk Mekongga ke Kendari, Sulawesi Tenggara,
(Sumber teks asli: archive.org - di digitalkan oleh google)
 
Reise von derMingkoka-Bai nacbKendari, Südost-Celebes,
II. Februar bis 19. März 1903. 
(F. SO 
(Hier™ Karte VIl.J 

Zwischen dieser und der im letzten Kapitel geschilderten 
Reise liegt ein Zeitraum von sieben Jahren. Ein Zug durch den 
südlichen Teil der südöstlichen Halbinsel war einer der wesent- 
lichsten Zwecke, welche uns im Jahre 1902 bewogen, zum zweiten 
Male nach Celebes zu gehen. Es war nämlich der südlich von 
unserer früheren Route gelegene Teil der Halbinsel geographisch 
noch so unbekannt geblieben, daß wir ihn auf unserer 1901 ver- 
öffentlichten Celebes-Karte ganz weiß hatten lassen müssen. Es 
war kein Europäer, nicht einmal der verdienstvolle Vosmaer, der 
sich so lange an der Kendari-Bai aufgehalten hatte, je über den 
Küstengürtel hinausgekommen, und die Eingeborenen dieses Insel- 
teils galten als besonders gefährhche Kopfjäger.

Nach der glücklichen Vollendung der zweiten Reise durch 
Central -Celebes von Palu nach Paloppo, welche im folgenden 
Kapitel zur Darstellung kommen wird, legten wir dem Gouverneur 
in Makassar, Herrn Baron G. W. W. C. van Hoevell, unseren Plan 
vor, die südöstliche Halbinsel von der Mingkoka-Bai nach Kendari 
(oder Kandari) hinüber zu durchkreuzen. Der Gouverneur kam 
Digitizedby Google 


- 335 - 
unseren Wünschen bereitwillig entgegen, zumal auch für die 
Regierung ein Einblick in diese bisher gänzlich unbekannten Ge- 
biete politisch von Wichtigkeit erscheinen mußte. Es verfügte 
daher auch, auf Vorschlag des Gouverneurs, S. Exe. der Gouverneur- 
General, W. Rooseboom, daß während der ganzen Dauer unserer 
Reise ein Kriegsschiff, die Java, Commandant Oberst Pinke, an 
den Küsten von Südost-Ccicbcs stationiert werden solle. 

Unserer Expedition wurde, wie schon im Jahre 1895 für die 
Central-Celebes-Reise, als Dolmetscher und Vertreter der Regie- 
rung Herr W. H. Brugman zugefügt und zum Zwecke militärischer 
Aufnahmen Herr Stabskapitän P. A. van Waasdijk. Überdies sollte 
während unserer Cberlandrcise Herr Resident J. A. G. Brugman mit 
dem Gouvemementsdampfer Schwan, zusammen mit der Java, an 
der Küste bleiben, um nötigenfalls eingreifen zu können. So war 
denn diese Reise In ungleich sorgfältigerer Weise von der Regierung 
vorbereitet worden, als irgend eine vorher. 

Wir hatten in Makassar 120 Kulis für den Zug engagiert, 
außerdem aber schon vor einigen Wochen mittelst des regelmäßigen 
Küstendampfers 20 Mann unter Befehl des buginesischen Regie- 
rungsbeamten Achmed nach Kendari gesandt, mit dem Auftrag, 
uns Lebensmittel möglichst weit in's Innere entgegenzuschaffen. 
Wir folgen nun den Aufzeichnungen unseres Tagebuches. 

Am Morgen des II. Februar schiffte sich die Expedition in 
Makassar auf dem Schwan ein ; die Java begleitete uns in einiger 
Entfernung. Um 8 Uhr früh des folgenden Tages kam die gebir- 
gige Küste von Südost -Celebes in Sicht. Die Einfahrt in die Bai 
von Mingkoka ist wegen der vielen darin liegenden Riffe und 
Inselchen schwierig. Unter den letzteren ragt durch Größe und 
Höhe Padamarang imponierend hervor. Beiläufig bemerken wir, 
daß wir für die genannte Bai die buginesische und bei allen See- 
fahrern eingebürgerte Bezeichnung „Mingkoka-Bai" beizubehalten 
empfehlen, trotzdem der eigentliche, eingeborene NameMekonka 
lautet. 

Vor dem Dorfe Koläka ließen die beiden Schiffe die Anker 
fallen, und wir begannen sofort die Ausschiffung. Schon beim 
Digitizedby Google 
 
- 336 - 
Landen fiel uns auf, daß längs des Ufers mitten im Flutwasser 
Baumstümpfe und ganze, abgestorbene oder im Absterben begrif- 
fene Waldbäume standen; dicht beim Dorfe sahen wir auch Kokos- 
palmen, deren Wurzelwerk durch den Wellenschlag freigespült war. 
Wir bemerkten später, daß nur bei niedrigster Ebbe diese Bäume 
noch auf trockenem Grunde, sonst aber fortwährend im Wasser 
standen. Wir erfuhren auch von den Eingeborenen, daß das Meer 

Fig. 103. Senknngsstrand bei Kolaha. 

in den letzten Jahren immer näher rücke, so zwar, daß schon 
Vorratshäuser der hiesigen Händler landeinwärts hätten verschoben 
werden müssen. In vielleicht 20 Jahren dürfte ein weiterer Land- 
giirtcl von etwa 500m Breite vom Meere bedeckt sein; denn die 
Strandvegetation ist .schon weithin im Absterben begriffen, offen- 
bar, weil die Wurzeln schon vom Seewasser leiden. Wir haben 
es hier mit einem lokalen, augenscheinlich rasch vor sich gehenden 
Absinken einer Scholle zu tun, und es dürfte diese Erscheinung 
eine Fortsetzung des Einbruches sein, dem die Mingkoka-Bai ihre 
Digitizedby Google 
 
 — 337 — 
Entstehung verdankt. Ähnliches beobachtete E. Carthaus an der 
Küste des westlichen Central-Celebes. 

Ein uns von früher her schon bekannter, chinesischer Kauf- 
mann bot uns in Kolaka ein geräumiges, auf Pfählen stehendes 
Haus mit großer Veranda zum Wohnen an, in dem wir alsbald 
Quartier bezogen. Neugierige drängten sich in dichten Massen 
heran. Plötzlich erhob sich, während wir drinnen unsere Sachen 
ordneten, im Vorraum ein gewaltiger Lärm; ein mit Blut über- 
strömter Knabe stürzte zu uns in's Haus und fiel zu Boden. Nun 
bemächtigte sich der Menge große Aufregung. Schreiend und 
tobend, stürmte mit entblößtem Schwerte der Vater des Kindes, 
von seinen Leuten gefolgt, unsere Treppe, offenbar in der Mei- 
nung, der Mörder befinde sich noch oben. Dieser aber hatte 
durch einen Sprung über die Veranda hinunter das Weite gesucht. 
Unsere unten stehenden Kulis griffen nun zu den Lanzen, um die 
Erstürmung unseres Hauses zu verhindern. Herr Brugman rief 
ihnen aber von oben zu, nicht anzugreifen und suchte nun, den 
anstürmenden Vater zu beschwichtigen , ihm eine gerechte Beur- 
teilung des F'alles durch die holländische Regierung versprechend. 
Es gelang dies auch endlich, zumal einige besonnene Leute dem 
Wütenden das Schwert aus der Hand gerungen hatten. So war 
denn die Ruhe wieder hei^estellt, und wir konnten an das Ver- 
binden des Knaben gehen. Der Oberarm war durch einen Dolch- 
stich durchbohrt, und an der Brust klaffte eine weite Wunde. 
Glücklicherweise hatten aber die Rippen den Kris aufgehalten. 
Es sei hier gleich vorweggenommen, daß die Heilung gut und 
glatt vor sich ging. 

Dieser Mordversuch hatte hier eine symptomatische Bedeu- 
tung. Es streiten sich nämlich zwei Fürsten, der von Luwu und 
der von Bone, um die Oberherrschaft, die Steuern und das Handels- 
monopol in der Landschaft Mingkoka, indem beide alte Rechte 
geltend machen. Hierdurch ist das Land in zwei Parteien zer- 
rissen, die sich grimmig hassen. Das gestochene Kind war das 
eines Kaufmanns aus Bone, der Mörder ein vornehmer Luwuer. 
Als Grund der Tat wurde angegeben, der Knabe habe sich un- 
Digitizedby Google 

- 338 - 
bescheiden erweise auf den Rockzipfel eines luwuresi sehen Großen 
gesetzt. Nachts sandte der Vater sechs schöne Kokosnüsse als 
Dank für den Verband. 

13. P'ebruar. Morgens Besuch auf der Java. Der Schwan 
verließ am Abend Kolaka, um den Residenten Brugman nach 
Paloppo zu bringen. Die holländische Regierung erkannte nämUch 
den Datu von Luwu und nicht den Lehnsfürsten von Bone als 
den rechtmäßigen Oberherm von Mingkoka an, und es sollten 
daher einige luwuresische Reichsgroße geholt werden, um unsere 
Reise zu unterstützen. Die Boneer, welche dasselbe zu tun sich 
angeboten hatten, wurden hierdurch unsere Gegenpartei, 

Bei Kolaka mündet ein kleiner, frisch strömender Fluß in 
die See ; er durchbricht eine niedrige Vorhügelkette, die aus Quarz- 
ader-reichem Glimmerschiefer besteht, dessen Schichten seewärts 
zu fallen scheinen. Auf dem etwa 50 m hohen Hügelrücken war 
der Lehmboden ganz durchsetzt von recent aussehenden, marinen 
Mollusken, offenbar von derselben pleistocänen Transgression des 
Meeres herrührend, deren Spuren wir an vielen Küstenpunkten 
von Celebes begegnet sind. Hinter der Hügelkette am rechten 
Flußiifer liegt ein kleines Toradja-Dorf, Sakuii. 

14.— :8. Februar. Die Tage bis zur Rückkehr des Schwans 
beschäftigten wir uns mit anthropologischen Studien. Kolaka ist 
eine kleine Ansiedelung buginesischer Kaufleute, abstammend von 
Luwu und Bone; außerdem sind eine Anzahl sogenannter Orang 
Badjo's hier ansässig. Es ist dies jene merkwürdige, seefahrende 
und Fischfang treibende Bevölkerung, die weit über den Archipel 
hin zerstreut lebt. In Kolaka werden sehr tüchtige, größere Segel- 
schiffe gebaut und zwar, wie wir uns überzeugten, mit europäischem 
Handwerk szeug . 

Gleich inlands der Küste beginnt das Gebiet der Toradja 
vom Stamme der Tomekönka. Wir haben viele davon in Kolaka 
zu sehen bekommen, photographiert und gemessen. Es sind im 
allgemeinen zart gebaute Gestalten von hellbrauner, am besten 
als lehmfarbig zu bezeichnender Hautfarbe und kleiner Statur. Die 
mittlere Größe von 20 Männern ergab 1 564 mm, während z. B. 24 
Digitizedby Google 
 — 339 — 
unserer makassari sehen Kulis 1620 
im Durchschnitt maßen. Die meisten 
Tomekonka gleichen in ihrem Aus- 
sehen sehr denBuginesen; bei einigen 
treten indessen deutlich niederere Cha- 
raktere zutage. 

Die Leute, welche wir in Kolaka 
sahen, waren meist schwer bewaffnet. 
Sie führen stets ein großes Schwert 
(Pade) mit sich, dessen KHnge etwa 
60 cm lang und nach vorne zu bis 8 cm 
breit wird (Fig. 104). Dieses wird 
gewöhnlich ohne Scheide in der Hand, 
meist über die Schulter gelehnt, ge- 
tragen. Wenn es, wie dies bei längeren 
Märschen geschieht, umgehängt werden 
soll, so wird als Scheide ein dünner 
Bambus gebraucht, welcher einseitig 
eine Rinne zur Aufnahme der Schneide 
aufweist oder auch ein Futteral aus 
Palmblattscheide , welches die ganze 
Klinge umschließt. Der gebogene Griff 
besteht aus Holz und Büffelhorn, ist 
manchmal fein poliert und groß ge- 
nug, um mit beiden Händen ange- 
faßt zu werden. Am Ende des Griffes 
ist bei neugefertigten Schwertern ein 
kleines , flachkegelförmiges Holzstück 
eingezapft und festgebunden, welches 
später durch eine gestielte Holzkugel 
ersetzt wird, in welche Menschenhaare, 
büschelweise verteilt, eingepflanzt sind. 
Neben dem Schwert fehlt natürlich die 
Lanze, mit oder ohne Widerhaken, nicht 
und ein Haumesser (Tadu), das zum 
Digitizedby Google
Fig. 105. Tomekonka-Krieger in Kolaka.
 
Kleidun?: Panzerjscke aus Flechtwerk, 
bugincsische Hose, Helm aus Rotang 
geflochten; WalTen: Lanze und hölzerner 
Schild. 

Holzschlagen und anderen 
häuslichen Arbeiten dient. 
Das Eisen zu den Waffen 
scheint nicht aus dem Lande 
selbst zu stammen. In Ken- 
dari sagte man uns , wie 
früher erwähnt, es komme 
in Stangen vom Matanna- 
See; an anderen Orten 
wurde uns Makassar als 
Bezugsquelle des Roheisens 
genannt. Die Bearbeitung 
selbst aber geschieht an Ort 
und Stelle. 

Die Schilde der Tome- 
konka sowohl, als der weiter 
ostwärts wohnendenStämme 
bis zur Kendari-Bai hin, sind 
von etwas anderer Art, als 
wir sie bisher in Celebes ge- 
sehen. Sie bestehen aus 
Holz, sind 1,20 m hoch, 
etwa 20 cm breit und zeigen 
in der Mitte einen vor- 
springenden Buckel oder 
Kegel. Der Schildrand ist 
ringsum mit büschelweise 
angeordneten Menschen- 
haaren besetzt ; auch der 
Buckel trägt häufig ein sol- 
ches Haarbüschel. Als Panzer 
sahen wir in Kolaka blos 
die uns vom Norden der 
Halbinsel schon bekannten, 
aus Gn et um fasern gefloch- 
Digitizedby Google 

— 341 — 
tcnen, ärmellosen Jacken, wie auch der Tomekonka- Krieger auf 
dem beigegebenen, nach einer Photographie hergestellten Bilde 
eine tragt. Mützen, aus Rotang geflochten, vollenden die Aus- 
rüstung. 

Die photographische Arbeit ging hier im allgemeinen ohne 
große Schwierigkeit vor sich. Ein einziges Mal, bei Aufnahme 
eines Gruppenbildes, begann einer erst wie zum Scherz den Kriegs- 
tanz zu tanzen, wobei er sich aber mehr und mehr aufregte und 
zuletzt drohend gegen unsere zuschauenden Leute vorging, so 

Fig. io6. Tomuna-Hann. Fig. 107. Tom u na- Mädchen. 

daß wir sie schleunigst wegbefehlen mußten, worauf er sich nach 
und nach wieder beruhigte, eine Zeitlang noch schwer keuchend. 
Für „nein" sagen die Tomekonka „konjo." 

Interessanter noch waren uns Leute, die wir in Kolaka als 
Sklaven der Bugis sahen, nämlich Bewohner der im Inneren noch 
gänzlich unbekannten Insel Muna am Südende der südöstlichen 
Halbinsel. Sie sind ebenfalls klein von Statur, indem vier 
Männer, teilweise Mischlinge, 1576 mm, drei Frauen 1404 maßen; 
dabei ist ihre Hautfarbe viel dunkler als die der Bugis oder der 
Tomekonka, die Nase sehr breit und niedrig, Mund und Kiefer 
groß und vorspringend, das Kinn fliehend, das Haar wellig, bei einer 
Digitizedby Google 

— 342 ~ 
Frau sogar fast kraus, ihre Sprache ist gleichfalls eine andere 
als die der genannten Stämme, indem sie für nein „mina" sagen. 
Diese Tomuna-Leute werden weithin als Sklaven verführt. 

Wir sind der Ansicht, daß die Tomuna derselben Urbevöl- 
kerungsschicht angehören, deren wir bereits auf unserer Reise 
durch Central-Celebes Erwähnung getan haben (siehe Seite 201), 
ebenso wie auch die Toäla im Höhlengebiet von Lamontjong, 
Östlich von Makassar, die wir später noch schildern werden. Wir 
werden im Verlauf dieser Reise auf einen ähnlichen Stamm im 
Inneren der südöstlichen Halbinsel stoßen. 

Die Tomuna scheinen sehr gutartiger Natur zu sein; jeden- 
falls sind an dem üblen Rufe, in welchem jetzt noch die Küsten 
der Insel Muna wegen Seeraub stehen, nicht sie schuld, son- 
dern stärkere Küstenstämme, von denen wir gleichfalls Vertreter 
in Kolaka zu sehen bekamen. Die Tomuna-Sklav innen waren 
den ganzen Tag mit Wasserholen am Fluß beschäftigt, weil die 
Frauen ihrer bugischen Herren im Hause baden und nicht wie 
die gewohnlichen Leute im Fluß; die männlichen Sklaven be- 
sorgen die Feldarbeit. 

19. Februar. Resident Brugman kehrte von Paloppo zurück, 
begleitet vom luwuresischen Gouverneur (Suleiwattang) von Ming- 
koka, der es hier infolge der Feindschaft der Boneer nicht mehr 
ausgehalten hatte, jetzt aber unter holländischem Schutze sich 
wiederzukommen getraute. Wir wurden am Nachmittag zu einer 
Sitzung eingeladen, an der auch die Fürstin (Maköle) von Ming- 
koka teilnahm, eine feine ältere Frau von vornehmer Haltung, 
begleitet von drei jungen Mädchen, die in durchscheinende, rote 
Jäckchen gekleidet waren. Als Reisebegleiter wurde uns ein junger 
luwurcsischer Prinz, Daeng Mangatta, zugewiesen, ein Mann von 
ansprechenden Zügen; sein blasser Teint verriet den Opiumraucher, 
Er versprach, uns noch 30 Tomekonka-Träger für die Reislasten, 
die unsere Leute nicht mehr bewältigen konnten, zu beschaffen. 

Wir erfuhren nun auch, daß die Oberherrschaft von Luwu 
über die Landschaft Mingkoka von der Westküste bis zur Wasser- 
scheide reiche, worauf nach Osten zu die unabhängige Land- 
Digitizedby Google 

— 343 — 
Schaft Konäwe beginne; südlich von hier bis zur Südküste der 
Halbinsel wohne der Stamm der Moron^ne (bugisch Marun^ne) 
in der Landschaft Rumbia, die von dem großen Flusse Polejang 
durchströmt sei. 

Nach dem Vorhandensein von Pfeil und Bogen fragend, hörten 
wir, sie seien nicht mehr in Gebrauch; man kannte aber das 
Gerät von früher und nannte es Opidi, 

20. Februar. Um 7 Uhr morgens brachen wir auf mit einer 
Kolonne, die mit unseren eingeborenen Begleitern nahezu 200 
Menschen zählte. Nach Durchschreitung des Kolakaflusses wandte 
sich der Pfad sofort in nordöstlicher Richtung in's Gebirge, 
einen steilen, mit Hochwald bekleideten Hügel, Lamukatu ge- 
nannt , hinan ; dann folgten Rodungen , wo die Eingeborenen 
Trockenreispflanzui^en angelegt hatten ; kleine Dörfer, von Kokos- 
palmen beschattet, lagen hin und wider an den Hängen zer- 
streut ; ein ziemlich ansehnliches wurde uns als Lalo^ha bezeichnet. 
Weiter durchschritten wir größere Strecken jungen Buschwaldes, 
immer ein sicheres Anzeichen früherer Bebauung. 

Den ganzen Tag hielten wir uns am Westabfall des Gebirges, 
immer höhere Rippen überschreitend. Dabei genossen wir an 
offenen Stellen stets herrliche Ausblicke auf die inselreiche Bai. 
Das Westgebirge der südöstlichen Halbinsel stellt, um dies hier 
gleich einzuschalten, einen breiten Kettenrost mit abgerundeten 
Kämmen dar; es besteht aus Glimmerschiefer, der oberflächlich 
zu gelbem oder ziegeh-otem Lehm verwittert. Durch die vielen 
Regen der letzten Tage war dieser Lehm in eine glatte Masse 
verwandelt worden. 

Von unserem erhöhten Standorte aus erkannten wir, daß das 
Gebirgssystem sich weit nach Süden hin verfolgen läßt. Auch 
konnte deutlich wahrgenommen werden, daß die Inseln der Ming- 
koka-Bai die Reste einer abgesunkenen Kette darstellen, welche 
weiter südlich auf dem festen Lande wieder auftaucht. Als süd- 
liche Fortsetzung der Bai selbst ließ sich eine flache Landsenke 
erkennen, welche die genannte Kette von dem System, auf dem 
wir uns befanden, trennte. 
Digitizedby Google 

— 344 — 
Schon kurz nach 1 1 Uhr machten wir bei einer frischen Wald- 
quelle in ca. 500 m Höhe halt, da uns versichert wurde, daß 
lange Zeit kein Wasser mehr zu finden sei. Trotzdem trafen 
unsere Träger erst mehrere Stunden später ein, wie dies am ersten 
Tage meist der Fall zu sein pflegte. 

Ein ungeheuer heftiges Gewitter setzte in der Nacht unsere 
mit Segeltuch gedeckten Hütten auf eine harte, aber vortrefflich 
bestandene Dichtigkeitsprobe. 

21. Februar. Ein kurzer Aufstieg brachte uns auf den 
Rücken des ersten Kammes der Westkette, Bolerüa mit Namen, 
nach dessen Überschreitung wir das Meer für immer aus den 
Ai^en verloren. Wir blickten nun in ein an Feldern und niederem 
Buschwald reiches Tal hinab, an dessen östlichem Hang das Dörf- 
chen Lalomba friedlich dalag. Der fette Lehmboden deutete auf 
große Fruchtbarkeit und ließe vielleicht auch für europäische 
Plantagen gute Erfolge erwarten. 

An der westlichen Talseite hinabsteigend, gelangten wir zum 
Flüßchen Balangtöte, welches, in südlicher Richtung fließend, nach 
Angabe beim Dorfe Tahöa in die Mingkoka-Bai münden soll. Die 
steile, östliche Talseite, an der unser Pfad nun hinaufführte, war 
mit Hochwald bedeckt, Rambutanbäume mit ihren roten Früchten, 
wilde Brotfruchtbäume und riesenhafte Ficus fielen darin beson- 
ders auf. An Tieren erschien der Wald arm ; nur Schmetterlinge 
traten einigermaßen belebend hervor. Um 10 Uhr erreichten wir 
bei ca. 730 m die Paßhöhe des Lasini genannten Rückens, der 
nordwärts von unserem Standpimkt sich zu etwa lOOO m Höhe 
erheben mochte. 

Beim Austritt aus dem Walde lag ein tiefer, runder Tal- 
kessel vor uns, dessen tischebener, grasbewachsener Boden sich 
deutlich als eine alte Seefläche zu erkennen gab. Das war die 
Landschaft Lambo. Die Berge, die diesen Kessel umgaben, trugen 
Mähnen von Hochwald, während die steilen Häi^e von Feldern 
mit zerstreuten Häusern, Grasflächen und niederem Buschwald 
eingenommen waren. Unten angelangt, durchschritten wir die 
ebene und feuchte, vielleicht i'/» km breite Altseefläche und 
Digitizedby Google 

- 345 — 
schlugen an ihrem Ostrand beim Flüßchen Lambo unter strömen- 
dem Regen die Hütten auf. Der Morgen war hell gewesen und 
hatte auch noch um 12 Uhr eine astronomische Breitenbestimmung 
gestattet. Das erwähnte Flüßchen fließt nach Süden, wo in 
der hohen Talumwallung eine Ausflußscharte zu erkennen war. 
Unter einem Hause im nahen Dörfchen sahen wir einen Block 
zum Reisstampfen von derselben Römerglasform, wie wir später 
einen von Masamba in Central-Celebes abbilden werden. Die Höhe 
von Lambo beträgt nach einer Siedethermometerbestimmung 225 m 
(3" 59' S, B,). 

22. Februar. Eine kleineStunde steilen Ansteigens brachte 
uns auf den Rücken der Hügelkette (ca. 420 m), welche ostwärts 
das Becken von Lambo begrenzt. Hier öffnete sich nach Osten 
hin eine sehr Hebliche Aussicht auf ein breites, langes, nordsüd- 
lich ziehendes Tal, Mow^we genannt. Die Talsohle verriet durch 
ihre vollkommene Flachheit, daß auch sie den Boden eines alten 
Sees darstellte. Sie war mit Gras bewachsen, welches netzartig 
von dunklen Waldflecken durchsetzt war; verschiedene Wasser- 
läufe ließen sich an streifenförmigen Beständen der Sagopalme 
erraten. Das Ganze erschien als eine Parklandschaft von großer 
Anmut. 

Auf sehr glattem Pfade, der die Träger beständig zu Fall 
brachte, stiegen wir hinab. Über die Grasflächen ging der Marsch 
vortrefflich von statten; aber als schwere Hindernisse erwiesen 
sich die Sagowälder. Wo nämlich die Sagopalme gedeiht, kann 
man mit Sicherheit auf bösen Sumpf rechnen. Die Sagoklopfer, 
welche die Bäume fällen, ohne jede Rücksicht, ob sie dadurch 
den schmalen Pfad sperren oder nicht, tun das übrige, um die 
Passage zu erschweren. Die verfaulenden Massen bilden einen 
braunen, übelriechenden Brei, in welchen man tief einsinkt. 

Etwa in der Mitte der Fläche passierten wir einen ziem- 
lich kräftig strömenden Fluß, den Mowewe; er fließt ebenfalls 
nach Süden, nimmt, wie man uns sagte, den Lambo auf und 
mündet bei Pasilui in die Mingkoka-Bai. Seinem linken Ufer 
Digitizedby Google 

— 346 — 
entlang durchwanderten wir die Fläche. Schon um zehn Uhr 
erreichten wir an ihrem Ostrand ein baufälliges Haus, wo unsere 
Führer Rast zu machen beschlossen. 

Dieses Haus und ein ornamentierter Pfahl zum Anbinden von 
Büffeln waren das einzige, was von der gänzlich verlassenen Ort- 
schaft Mow4we übrig geblieben war. Eine Viertelstunde ostwärts 
steht dafür ein neues, kleines Dorf von etwa zehn Häusern und 
Feldhäuschen, in großen Pflanzungen von Mais und Trockenreis 
zerstreut. Sonst schien das Land außerordentlich spärlich be- 
wohnt zu sein; nur ganz wenige Ansiedelungen waren an den 
waldigen Berghängen zu erkennen, und doch würde die so reich 
bewässerte, ausgedehnte Fläche von Mowewe sicherlich für nassen 
Reisbau (Sawah) sehr günstig sein. Unsere javanischen Diener, 
an ihr bis zur letzten Möglichkeit bebautes Vaterland sich erinnernd, 
konnten sich nicht genug wundem über das Brachliegen so großer 
Landstrecken. Die Höhe von Mowewe beträgt 235 m. 

Am Nachmittag brach schwerer Regen aus, was uns um so 
fataler war, als unsere beiden europäischen Begleiter nebst 80 
Trägern noch nicht eingetroffen waren; sie mußten sich verirrt 
haben, und so sandten wir Leute aus, um sie zu suchen. In der 
Tat hatten sie in einem Sagosumpf die Richtung verloren und 
langten erst gegen Abend sehr ermüdet an. Ein Ruhetag erschien 
daher dringend geboten. 

23. Februar. Ruhetag. Unsere Hütte stand am Rande eines 
Wäldchens der Parklandschaft. Auffallend war am Morgen die 
Menge schöner, großer Schmetterlinge, die unser Lager um- 
flatterten. Die in dieser Gegend erbeuteten Vögel erwiesen sich 
alle als bekannten Arten angehörig; von Säugetieren erhielten wir 
blos ein Eichhörnchen und eine Waldratte. 

Da der Morgen strahlend hell war, erkannten wir, daß die 
bisher überschrittenen Rücken nach Norden hin zu größeren Höhen 
sich aufschwingen. Zwei Gipfel traten besonders hervor, der 
Poliangaköwa und nördlich davon der Ululdmbo, welch' letzterer 
etwa 1400 m erreichen dürfte. 
Digitizedby Google 

- 347 - 
Wir benützten die Zeit, um an unseren Tomekonka- Kulis 
einige Messungen vorzunehmen und erfuhren dabei unter anderem, 
daß sie zum größten Teil Mohammedaner seien, weshalb auch njir 
wenig Kopfjagd mehr vorkomme. Unsere Bugis halten sich, wie 
sie uns sagten, für eine von den Tomekonka verschiedene und 
höhere Rasse; die letzteren stammten von einem Berge Latoma 
her, sie selbst seien von auswärts gekommen; ein Bugi könne 
wohl ein eingeborenes Mädchen heiraten; das Umgekehrte aber 
dürfe nicht geschehen, Mowewe gehöre bereits zur Landschaft 
Konäwe, erkenne aber noch, wie auch die beiden ostwärts folgenden 
Talschaftcn, die Oberherrschaft von Luwu an, welche erst mit 
der Wasserscheide ihr Ende erreiche. 

Daeng Mangatta, unser luwuresischer Prinz, dessen Alter wir 
auf ca. 22 Jahre schätzten, erzählte, er habe schon fünf Kinder. 
Auf die Frage, in welchem Alter er geheiratet habe, erhielten wir 
die Antwort: „Schon als ich meine vierte Hose zerrissen hatte, 
mußte ich heiraten". (Mowewe 3"58'S.B., 121" 44' O. L. G.) 

24. Februar. Am Morgen stiegen wir in nördlicher Rich- 
tung den Ostrand des Mowewetales hinauf und überschritten ihn 
bei ca. 320 m Höhe; vor uns im Osten erhob sich eine neue 
Welle von 5^700 m Höhe, Alle diese Rücken zeigten dieselben 
abgerundeten Formen, die sie der Verwitterung des Glimmer- 
schiefers verdanken. 

Unser nächster Weg würde nun einfach direkt ostwärts geführt 
haben; es war dies aber nicht tunlich wegen der bodenlosen 
Sümpfe, die uns von der nächsten Kette trennten. Wir wandten 
uns daher dem Ostabfall unseres Hügelzuges entlang nach Norden; 
doch konnte auch so die Fläche schließlich nicht ganz ver- 
mieden werden. 

Wir passierten ein kleines, schlechtes Dörfchen, Sulewatu, 
und durchschritten dann die ebene Grastläche erst in östlicher, 
später in südöstlicher Richtung. Der Pfad war weithin über- 
strömt, und knietiefe Sagomoräste verzögerten unseren Marsch. 
Digitizedby Google 

- 348 - 
Die Gegend erschien sehr menschenarm ; aber es zeigten sich 
mannigfache Spuren einer früher dichteren Bevölkerung. Von 
einem großen Hause standen nur noch die Pfähle, und Gruppen 
verlassener Kokospalmen deuteten häufig die Lage früherer An- 
siedelungen an. 

Ob Epidemieen eine Entvölkerung verursacht haben oder ob 
buginesische Bedrückungen die Bewohner vertrieben, sind wir 
nicht deutlich zu wissen gekommen. Für das letztere sprach das 
entsetzliche Angstgeschrei einer Frau, als sie unseres Zuges an- 
sichtig wurde; sie fürchtete offenbar, mitgeschleppt zu werden und 
suchte Hilfe herbeizurufen. 

Andererseits darf nicht vergessen werden, daß die Eingebo- 
renen sehr häufig, manchmal jährlich oder um die zwei Jahre, ihre 
Pflanzungen verlegen, immer neue Strecken Waldes verbrennend ; 
dann überdeckt sehr rasch Buschwald oder Gras die frühere Rodung. 
Auch werden infolge von Todesfällen, Krankheiten und dergleichen 
die Häuser häufig verlassen und dem Verfall anheimgegeben. 

Die breite und lange Fläche, in der wir uns befanden, ist 
nicht, wie die früheren, als ein alter Seeboden aufzufassen, da 
kein Qucrriegel sich erkennen ließ, der durch den Abfluß durch- 
gesägt worden wäre. Wir nennen sie die Fläche von Tinondo, 
nach einem kleinen Dörfchen von Sagoklopfern an ihrem Ostrand, 
in dessen Nähe wir übernachteten. Tinondo liegt 295 m hoch. 
Die Entwässerung geschieht noch nach dem Golf von Bone, wahr- 
scheinlich in Verbindung mit dem Mowewe-Fluß, vielleicht aber 
auch selbständig. 

25. Februar. Unser Pfad führte zunächst in der Fläche 
weiter, dem Östlichen Hügelzug entlang, dann plötzlich steil diesen 
hinan. Auf der Höhe des Tinondo -Rückens (ca. 420 m) hatten 
wir einen weiten Ausblick. Nach West und Nordwest dehnte 
sich die Tinondo-Fläche aus, begrenzt durch nordsüdlich streichende 
Hügel- und Bergzüge, die nach Norden hin zu immer höheren 
Rücken sich erhoben. 
 
— 349 — 
Das Mowewe-Tal erschien als ein kleiner 
Annex der Tinondo-Fläche, von dieser durch einen niederen 
Digitizedby Google 

— 349 — 
Höhenzug getrennt ; bei beiden war die Auswässerung nach 
Südwesten wohl zu erkennen. Nach Osten zu blickten wir in 
das liebliche, mit Parklandschaft bedeckte Simbune-Tal, das wir 
auf dem umstehenden Bilde wiedergeben. Weiter folgten zwei 
nordsüdlich streichende Ketten, von denen die fernere, höhere 
und ganz mit Wald bedeckte uns als Tomösi bezeichnet wurde; 
sie erhob sich nordöstlich von unserem Standort (auf dem Bilde 
nicht mehr zu sehen) zu Höhen von etwa 12 — 1500m. 

Die Wanderung durch das Simbune-Tal war eine sehr an- 
genehme, da der Boden hier trocken war. Halbmannshohes Gras, 
durch Waldstreifen unterbrochen, bildete die Vegetation. An den 
Abhängen waren einige Felder und wenige zerstreute Häuser sicht- 
bar. Diese stellen hier herum niedrige, aus Bambus gefertigte, 
viereckige Kisten dar, auf vielen hohen Pfählen ruhend und mit 
halbmondförmig geschwungenem Dachfirst versehen. 

Am Simbune-Flüßchen verbrachten wir die Nacht, hier nur 
noch auf 80 m Meereshöhe. Es wurde uns gesagt, der Simbune 
fließe zum Opa-See. Wenn dies richtig sein sollte, so wäre der 
Tinondo-Rücken als Wasserscheide zwischen den beiden Meeren 
anzusehen. Unsere Begleiter schwankten indessen öfters in ihren 
Aussagen über den Lauf der Flüsse. 

26. Februar. Ein niedriger Rücken von 260m Höhe, Nang^u 
genannt, den wir am Morgen erstiegen, gilt als Grenze der Supre- 
matie von Luwu. Hier beginnt der von diesem unabhängige Teil 
der Landschaft Konäwe. An dieser Grenze hätten uns nach einem 
Befehle, den der Gouverneur nach Kendari gesandt hatte, Häupt- 
linge dieses Gebietes erwarten und den luwuresischen Prinzen ab- 
lösen sollen; aber es war natürlich niemand zur Stelle, so daß 
dieser sich entschloß, uns weiter zu begleiten. 

Vom Nang^u führte ein sanfter Abstieg in eine Fläche, reich 
an Sagopalmen, dann lange Zeit eben fort, dem kleinen Bache 
Ahua folgend, durch jungen, niederen Buschwald und Gras, Neue 
Rodungen oder Felder waren selten und stets menschenleer, da die 
Eingeborenen vor uns die Flucht ergriffen hatten. 
Digitizedby Google 
 — 351 - 
An einer Raterate genannten Stelle trafen wir auf ein großes, 
im Zerfall begriffenes Häuptlingshaus, neben welchem ein eigen- 
artiger Grabbau errichtet war. Dieser letztere sollte dem Kinde 
des Hauses gewidmet sein, worauf der Vater den Ort verlassen 
habe. Wir werden auf diese Gräber später zu reden kommen. 

Der Ahua fließt nach Angabe ebenfalls zum Opa-See; an 
seinem Ufer verbrachten wir die Nacht. Acht Toradja- Träger 
waren sammt ihren Reislasten gestern desertiert und stellten sich 
nicht mehr ein, was uns mit einiger Sorge erfüllte. Dafür erhielten 
wir am Abend den höchst erfreulichen Bericht, daß der von Osten 
her uns entgegen gekommene Achmed nur zwei Tagereisen von 
hier entfernt sei, wonach wir unsere Reise jetzt schon als ge- 
sichert betrachten durften. 

27. Februar, Eben führte unser Pfad weiter durch Busch- 
wald und Grasflächen, stellenweise auch durch Strecken Hoch- 
wald. Wir traten nun in's Tomosi-Gebirge ein, ohne es aber zu 
ersteigen ; wir wandten uns vielmehr in südlich gerichtetem Bogen 
einer Absenkung zu, welche die Kette quer durchsetzte. Auf diese 
Weise bekamen wir zu beiden Seiten die kettenartig erscheinen- 
den Querprofile des Gebirges zu sehen, das hier etwa 700 m hoch 
sein mochte und fast ganz mit Hochwald bekleidet war. Die 
Hügelreihen, welche die beiden Kettenstücke verbinden, erhoben 
sich nur zu etwa iiom Höhe. An einer Stelle bemerkten wir 
auf flachem Felde ganz recente Einbrüche des Bodens, tiefe 
Gruben und Spalten, welche vermutlich Erdbeben ihre Entstehung 
verdankten. Ein starker Bach durchbrach, ostwärts laufend, die 
niederen Verbindungshügel. 

Vielfach sahen wir auch hier Anzeichen einer früher reicheren 
Kultur und Fährten verwilderter Büfi"el, während neue Anpflan- 
zungen selten waren. Die wenigen Häuser, an denen wir vorbei- 
zogen, waren alle von ihren Bewohnern aus Furcht vor uns ver- 
lassen; doch glomm zuweilen noch das Feuer auf dem Herde. 
In der Nähe solcher Wohnungen war gelegentlich der Pfad durch 
Überdecken mit Laub unkenntlich gemacht, oder es war ein frisch 
gefällter Baum als roher Verhau darüber hingeworfen worden. 
Digitizedby Google 


- 352 - 
Zweimal passierten wir auch Opferplätze, über den Pfad 
war ein Holzgerüst, wie ein kleiner Triumphbogen, aufgerichtet, 
und daran hingen Blütenbüschel der Kokospalme und kleine Tuch- 
lappen. Darunter, gerade quer über den Pfad hin, war eine läng- 
liche, rechteckige Grube ausgehoben, in welcher Kokosnüsse und 
andere Gaben lagen. 

Fig. log. Totenhaus bei Heraka. 

Gegen 12 Uhr erreichten wir die Begräbnisstätte des ;Dorfes 
Meraka, in deren Nähe wir unsere Hütten errichteten. Es war 
dies eine eigentliche Totenstadt merkwürdigen Ansehens. Neben 
einem großen, verlassenen Wohnhaus standen drei ansehnliche 
Totenhäuser, offenbar vornehmen Personen angehörig, umgeben 
von zahlreichen geringeren Gräbern. Das größte, hier abgebildete 
Totenhaus maß 13 m in der Länge, auf 11 m Breite; es stand 
auf einer Erdterrasse von ca. 30 cm Höhe, die von einer Holz- 
Digitizedby Google 


— 353 — 
Umrahmung eingefaßt war. Auf dieser Terrasse erhoben sich 
acht senkrechte, das Dach tragende Stützen, welche durch einen 
aus senkrecht gestellten Brettern hergestellten Rahmen von i,20m 
Höhe verbunden waren. Diese Holzbrüstung war bis zu ihrem 
oberen Rande mit hart gestampfter, roter Erde angefüllt, so daß 
eine ebene Plattform zustande kam. Dachstützen sowohl, als 
Holzrahmen waren schwarz angestrichen und mit weißen Blumen 
oder Sternen übersäet. Stimstücke von Büffelschädeln mit den 
Hornzapfen waren innen an den Säulen festgebunden. Das weit 
übergreifende, mit Palmblatt (Atap) gedeckte Dach zeigte eine 
halbmondförmig geschwungene Firstlinie. 

Fig. HO. Grabgelfinder aus einem Tolenhaus bei Meraka. 

Auf der Mitte der erwähnten, aus Erde gebildeten Plattform 
stand in nord-südhcher Richtung eine (in einem anderen Hause 
zwei) sargartige, oben offene Kiste oder, richtiger gesagt, ein Ge- 
länder aus Brettern, die mit Reliefornamenten bedeckt und schwarz 
und weiß oder auch schwarz, weiß und rot bemalt waren (Fig. i lo). 

Bei dem abgebildeten Grabhaus ist, was bei den anderen 
nicht der Fall war, diese Holzkiste noch von einem zweiten, nied- 
rigeren Geländer umgeben. Darin befand sich ein Stein in Phallus- 
Form, nebst zahlreichen Grabbeigaben. Die gebräuchlichsten waren 
ein Kissen, eine Schlafmatte und darüber an einer Schnur auf- 
gehängt ein Moskitonetz aus Tuch, ein Hut, Körbe, Kokosschalen, 
Digitizedby Google 


- 354 — 
Tabak- und Kalkdosen. Manche dieser Gegenstände waren ab- 
sichtlich verdorben, offenbar um sie für Lebende unbrauchbar zu 
machen. So sahen wir einen schön geflochtenen Hut durch einen 
rohen Holzpflock in die Erde festgeschlagen und den Metalldecket 
einer Sirihdose gewaltsam durchlöchert. In dem am gestrigen 
Tage passierten Totenhause von Raterate, das in ganz gleicher 
Weise konstruiert war, waren als Beigabe zwei sehr schöne, alte. 
chinesische Krüge aufgestellt. 

Wir vermuten nun, daß die Leiche innerhalb der Erde, welche 
den großen Holzrahmen ausfüllt, liege ; es könnte aber auch sein, 
daß der ganze Bau sich über dem eigentlichen Grabe erhebt. 

Die um die drei größeren Totenhäuser zerstreut herumliegen- 
den Gräber der kleinen Leute zeigten eine weit bescheidenere Bau- 
art, indem sie blos aus einem mit Erde gefüllten Holz- oder 
Flechtwerkrahmen bestanden und kein Dach besaßen; auch hier 
fehlten Beigaben nicht. 

Mehrmals sind wir auf unserem Marsche Jm Walde Gruppen 
von größeren und kleineren Tumulus-artigen Erdhügeln begegnet, 
die mit Bäumen bestanden waren. Wir vermuten, daß sie die 
Überreste solcher Totenstädte, wie die eben beschriebene, sind. 
Wenn man die Holzkonstruktion der geschilderten Gräber ver- 
wittern läßt, so wird die aus Erde gebildete Plattform durch den 
Regen zu einem hügelartigen Gebilde werden müssen, auf dem 
sich dann Vegetation ansiedelt. 

Der regnerische Abend wurde uns hier durch Moskiten aufs 
äußerste verbittert. Aus dem nahen Dorfe Meraka kam ein Bugi 
zum Besuch, der erste Mensch, den wir an diesem Tage gesehen ; 
er sagte aus, er habe sich hier seit sechs Jahren als Goldschmied 
niedergelassen und versprach, uns am folgenden Tag den Weg 
zu zeigen, da er hier schwierig zu finden sei. 

28. Februar. Am Morgen fanden wir den Ort Meraka ver- 
lassen und auch den freundlichen Goldschmied verschwunden. 
Erst ging es bequem eben fort über eine Gras- und Buschfläche, 
wieder an alten Häusern und Gräbern vorbei ; aber in der Nähe 
Digitizedby Google 


— 3S5 - 
eines nach Ostostnord abströmenden Baches verloren wir den Pfad. 
Einige Eingeborene, die zufällig dahericamen und schon entfliehen 
wollten, wurden veranlaßt, uns zu führen, was sie auch taten, aber 
nur, um uns einen falschen Pfad zu weisen, der westwärts in's 
Gebirge zurückleitete. Unsere Leute fanden endlich selber den 
richtigen Weg wieder. Die Gegend wurde nun waldig und hügelig, 
indem wir, in nordöstlicher Richtung marschierend, die Vorhügel 
des östlichen Gebirgsabfalls zu überschreiten hatten. 

Plötzlich erhob sich hinter uns unter den Kulis der Ruf: 
„Amok, Amok", und wir sahen in wilder Flucht eine Anzahl 
Träger ohne ihre Lasten auf uns zueilen, die wir an der Spitze 
des Zuges marschierten. Einige Leute hatten nämlich, um Früchte 
zu gewinnen, einen Waldbaum geschüttelt und hierdurch einen 
Schwärm wilder Bienen aufgestört, der sich dann wütend auf die 
Kolonne warf. Mehrere Träger waren jämmerlich zerstochen, an 
Brust, Rücken, Armen, Hals und Kopf, selbst mitten im Haar, 
mit schwarzen Stacheln gespickt, die nun einzeln ausgezogen 
werden mußten. Außer starken Schwellungen und ziemlich hohem 
Fieber traten aber keine schlimmen Folgen ein. 

Hierdurch gewarnt, wurde, als vor uns auf's neue an einem 
hohen Baum ein schwarzes Bienennest mit einem laut summenden 
Schwärm sich zeigte, ein Umweg um den Baum herum einge- 
schlagen, wobei den Leuten jedes laute Reden verboten wurde, 
um die Tiere nicht aufzuschrecken. 

Bei einer Maispflanzung an einem Bache mit zwei verlassenen 
Häusern, Amberi mit Namen, war unser Pfad wieder mit frischen 
Zweigen zugedeckt. 

Nun traten wir endgültig aus dem Gebirge heraus und standen 
am Rande einer ungemein ausgedehnten Ebene, welche erst in 
der Feme wieder durch eine blaue Bergkette, die Ostkette unseres 
Inselarmes, begrenzt war. In der Fläche waren zahlreiche Häuser 
zerstreut, in kleinen, Kilometer weit voneinander entfernten Gruppen 
und nicht zu Dörfern zusammenschließend. Alle, welche wir pas- 
sierten, standen leer; in der Ferne nur schaute ein Trüppchen 
Digitizedby Google 


- 356 - 
Eingeborener, an einem Waldrand stehend und über die hölzernen 
Schilde gelehnt, unserem Zuge zu. 

Nach Überschreitung des kräftigen Lalolae-Flusses sahen wir 
aus einem großen Hause den Achmed uns entgegenkommen. Er 
berichtete, wir befänden uns in der Landschaft Lambuja; aber alle 
Leute seien aus Furcht entflohen; er sei allein hier mit seinen zwanzig 
Kulis und einigen Begleitern von Kendari, einem Hadji und dem 
Sohn des von der holländischen Regierung dort angestellten Kapitäns 
derBugis, Reishabeer in kleiner Quantität mitbringen können, alles 
andere aber zurücklassen müssen, weil er überall auf Schwierig- 
keiten gestoßen sei. Lebensmittel seien hier nicht zu bekommen, 
höchstens etwas Sago, da die Leute hier sich nur von diesem 
nährten; er habe sich im Hause des entflohenen Häuptlings von 
Lambuja einquartiert. Wir konnten uns nun glücklich schätzen, 
daß wir unseren Reisvorrat so berechnet hatten, daß er für die 
ganze Reise ausreichen mußte, trotz der Versicherung der Leute 
in Kolaka, wir würden im Innern so viel finden, als wir nötig 
hätten ; anders wären wir in bittere Verlegenheit gekommen. Am 
Rande eines Wäldchens mit freiem Blick auf die Fläche schlugen 
wir unser Lager auf. 

Lambuja war für uns ein Punkt von großer geographischer 
Wichtigkeit, da seine freie Lage einen weiten Überblick gestattete. 
Wir befanden uns am Rande einer ausgedehnten, muidenartigen 
Fläche, westlich begrenzt durch den breiten Gebirgsrost, den wir, 
von Kolaka kommend, durchschritten hatten. Dieses Westsystem 
streicht im allgemeinen von Nordwest nach Südost; es war aber 
von hier aus wohl zu erkennen, daß die uns zunächstliegende 
Tomosi- Kette in einzelne Schollen zerfiel, welche umgekehrt 
Nordost -Südwest gerichtet waren, eine Erscheinung, welche die 
Erkenntnis des Gebirgsbaues sehr erschwert. Am Ostrand der 
Fläche erhob sich die Ostkette der südöstlichen Halbinsel, eben- 
falls von Nordwest nach Südost laufend. Man konnte wahr- 
nehmen, wie sie gegen Kendari zu, das fast rein östlich von uns 
gelegen sein mußte, niedriger wurde und einfiel, während sie nord- 
wärts gegen Tobungku hin zu bedeutenden Höhen sich aufwarf. 
Digitizedby Google 


- 357 — 
Die muldenartige Fläche zwischen den beiden Gebirgssy- 
stemen ist zweifellos die südliche Fortsetzung der ganz ähnlichen 
Fläche, welche wir im Norden der Halbinsel durchschritten hatten, 
als wir vom Malanna-See durch Tomori zur Bai gleichen Namens 
zogen. In dieser Mulde verlaufen die großen Flüsse der Halb- 
insel und durchbrechen dann die Ostkette, um zum Meere zu 
gelangen. 

Es ist auffallend, wie sehr ein Durchschnitt durch die süd- 
östliche Halbinsel von der Mingkoka- zur Kendari-Bai einem eben- 
solchen durch die südliche Halbinsel, etwa von Maros zur anderen 
Küste hinüber, gleicht, so verschieden auch die Gesteine sind, 
welche in den beiden Halbinseln die Gebirge zusammensetzen. 
Auch im Südarm haben wir ein breites Westkettensystem, dann 
ein Muldental, in welchem der Walannae-Fluß verläuft und end- 
lich eine der Ostküste folgende Ostkette. 

Noch am gleichen Abend wurde ein Brief an Herrn Resident 
Brugman nach Kolaka geschrieben, in welchem ihm der bis jetzt 
glückliche Verlauf der Reise und das Zusammentreffen mit der 
von Osten her uns entgegengekommenen Kolonne gemeldet wurde. 
Daeng Mangatta stellte einige vertraute Leute für seine Beför- 
derung zur Verfügung. Nach Empfang dieser Nachricht sollte 
sich verabredet ermaßen der Resident mit der Java und dem 
Schwan nach Kendari begeben, um uns dort abzuwarten. 

I^mbuja liegt nur noch auf 55 m Mccreshöhe; 3*56,5'S. B., 
122» 3' O. L. G. 

1. und 2. März. Man berichtete uns, die Panik im Lande, 
welche sich überall im Verlassen der Wohnungen bei unserem 
Anmarsch kundgegeben hatte, sei dadurch entstanden, daß ein 
Bone'scher Prinz von Kendari aus Botschaft in's Land gesandt 
habe, um vor den heranziehenden Europäern zu warnen. Wir 
kämen, ließ er verbreiten, um zu plündern und um Sklaven zu 
machen. Er scheint auch versucht zu haben, einen bewaffneten 
Widerstand in"s Werk zu setzen, was aber, wahrscheinlich infolge 
der Raschheit unserer Reise, mißlungen war. Die Boncer wollen 
im Konawe'schcn den ganzen Handel in Waldprodukten, Dammar- 
Digitizedby Google 


- 358 - 
harz, Rotang und Wachs, monopolisieren und fürchten daher 
europäische Konkurrenz und vor allem einen Einblick in die 
gewalttätige Manier ihres Auftretens gegenüber den schwachen 
Eingeborenen. 

Konäwe zerfällt in eine ganze Anzahl von Distrikten, von 
denen jeder von einem eigenen Häuptling, Anak^a, regiert wird. 
Diese Distrikte stehen unter sich in einem ziemlich losen Zusammen- 
hang, eine Art Staatenbund bildend, wobei der älteste oder auch 
mächtigste Anaköa eine gewisse Oberhoheit in wichtigen Fragen 
auszuüben scheint. Zur Zeit unserer Reise wurde uns gesagt, 
der Oberfürst sei gestorben und einen neuen gebe es noch nicht ; 
auch bewerbe sich ein Prinz von Bone um diese Stelle. 

Auf den Karten und in den Gouvemementsbeschlüssen wird 
die östliche Hälfte der südöstlichen Halbinsel südlich von Tobungku 
allgemein als Laiwoi bezeichnet, und es besteht auch ein Kon- 
trakt mit dem bei Kcndari sitzenden AnaktSa oder Säosäo von 
Laiwdi. Allein tatsächlich ist Laiwöi nur einer von den vielen 
Distrikten, in welche Konäwe zerfällt und sein Fürst ohne jeden 
Einfluß im Inneren; darum hätte er auch den an ihn ergangenen 
Befehl, uns an der Grenze des Machteinflusses von Luwu abzu- 
holen, mit dem besten Willen nicht ausführen können. 

Da die Eingeborenen von Lambuja immerzu fern blieben, 
ersuchten wir den Hadji, sie rufen zu lassen und ihnen von 
unseren friedlichen Absichten Meldung zu machen. Er brachte 
uns denn auch bald ein Trüppchen schüchterner Menschen heran. 
Es gelang bald, sie ganz zutraulich und heiter zu machen, und 
als die ersten mit Geschenken heimkehrten, kamen bald andere, 
ja selbst Frauen herbei. 

Die Eingeborenen von Konawe nennen sich, wie sie sagten, 
Tok^a; für „nein" gebrauchen sie das Wort „tamböki", was von 
dem benachbarten ,,konjo" der Tomekonka recht verschieden 
klingt. Auch die Toköa sind klein, indem das Größenmittel von 
zehn Männern nur 1570 mm ergab. Es schien uns aber, daß zwei 
Elemente durcheinander gemischt seien, ein kleines, dunkelhäutiges, 
der Urbevölkerungsschicht angehöriges und ein größeres von 
Digitizedby Google 


- 359 — 
hellerer Hautfarbe und feineren Zügen. Die beiden hier abge- 
bildeten Tok^a, ein Knabe und ein Mann aus dem etwas östlich 
von hier gelegenen Pundidaha sind Vertreter der ersteren, mit 
den Weddas von Ceylon und ähnlichen Stämmen verwandten 
Kategorie. Näher auf diese Fragen einzutreten, kann hier der 
Ort nicht sein. 

Das Photographieren und Messen hatte am Anfang Schwierig- 
keiten; aber, nachdem wir die Procedur vor den Augen der Leute an 
uns selbst und an unseren Dienern vorgenommen, hatten sie nichts 

Fig. III. Tokäa.Mann. Fig. iia. Toki^a.Knab«. 

mehr dagegen einzuwenden. Immerhin war der Lärm dabei ge- 
legenthch so groß, daß sich Eingeborene die Ohren zuhielten. 

In der Kleidung beginnt die buginesische Tracht die Ober- 
hand zu gewinnen und das ursprüngliche Schamtuch zu verdrängen, 
wie überhaupt der mohammedanische Einfluß, durch die Händler 
angebracht, sich in allem schon stark geltend macht, so daß wir 
nirgends mehr im Südosten so farbenreichen Kulturbildern, wie 
im Inneren von Central -Celebes, begegnet sind. Es kann wohl 
sein, daß die geistig und körperlich im Durchschnitt niedriger 
stehenden Völker der südöstlichen Halbinsel leichter fremden, mit 
der Macht des Stärkeren auf sie einstürmenden Einflüssen nach- 
Digitizedby Google 


- 36o - 
geben als die selbstbewußten, höheren Toradja-Stämme im Herzen 
der Insel. 

Als Kleidungsmaterial sieht man überwiegend Tuch ange- 
wandt, das die bugischen 
Händler nach dem Inneren 
bringen. Die einheimische 
Fuja-Industrie steht auf nied- 
riger Stufe. Die von Männern 
und Frauen getragenen Baum- 
bastjäckchen sind schmuck- 
und kunstlos, einförmig rot- 
braun gefärbt. Zwei Klopf- 
stcine, die wir erhielten, 
stammten nach Angabe vom 
Matanna-See. 

Die Waffen der Tok(5a 
unterscheiden sich kaum von 
den in Kolaka geschilderten. 
Das große Schwert, der Schild 
und die Flechtwcrkpanzer sind 
ungefähr dieselben wie dort. 
Das nebenstehende Bild gibt 
nach Photographie einen dem 
höheren Typus angchörigcn 
Tokt^a - Krieger mit Lanze, 
Schwert und Panzerjacke wie- 
der; die Kniehosen sind bugi- 
sche Tracht; der über die Brust 
geschlungene Sarong enthält 
in seinen Knoten Amulette. 
Die Lanzen mit einfacher 
Blattklinge oder auch mit 
einem Widerhaken versehen, zeigen meist, wie die linke unserer 
Abbildung, Fig. 114, eine hübsche Umficchtung des Schaftes 
mit Rotang. Daneben sind Wurflanzen mit ablösbarer Klinge, 

Fig. Tok*a- Krieger. 
 Dijiiizedb, Google 


- 361 - 
die an einem Tau aus Büffelhaut be- 
festigt ist , in Gebrauch (siehe die 
rechte im Bilde). Das einzige beinahe, 
worin sich ein erfreuender Kunstsinn 
äußert, sind die Flechtarbeiten. Nament- 
lich die großen Hüte zeigen recht ele- 
gante, farbenreiche Muster. Ein Haupt- 
material zu diesen Geflechten liefern 
die goldgelben Stengel einer Orchidee. 
Die Häuser der gewöhnlichen 
Leute sind sehr armsch^;; etwas besser, 
jedenfalls viel größer, sind die der 
Häuptlinge. Wie schon gesagt, schließen 
sie nicht zu Dörfern zusammen, son- 
dern sind einzeln oder in kleinen 
Gruppen zerstreut. Das Anak»3a-Haus 
von Lambuja war 2 1 Vb m lang und 1 1 m 
breit und stand auf einem Wald von 
Pfählen, An einer Schmalseite (links im 
Bild auf der folgenden Seite) befand sich 
ein kleinerVorbau, hier auch die Treppe, 
ein geglätteter und gekerbter Stamm. 
Die Wände des Hauses waren aus einem 
sehr minderwertigen Material herge- 
stellt, nämlich aus den Blattstielen 
der Sagopalme und aus Palmblättem; 
wenige Öffnungen ließen Licht in's 
Innere des Hauses fallen. Dieses be- 
stand aus einem einzigen, enormen, 
ungeteilten Raum, in welchem auch der 
Herd sich befand ; nur ein kleines 
Kämmerchcn war durch einen Ver- 
schlag abgeschlossen. Das sehr hohe, mit Atap gedeckte Dach 
zeigte eine leicht geschwungene Firstlinie, beidseitig in ge- 
bogene Holzbalken von etwa 2 m Länge auslaufend, die mit 
Digitizedby Google 


- 362 - 
roh geschnitzten Vogelköpfen endeten. Bei dieser Einfachheit der 
Häuser der Lebenden ist es eine wirklich sehr auffallende Er- 
scheinung, daß auf die Behausungen der Toten, wie wir sie 
geschildert haben, so viele Sorgfalt verwandt wird. 

Die Tokda betrachteten mit Staunen unsere sauberen, mit 
Segeltuch gedeckten Hütten. Das müssen große Männer sein, 
sagte einer, die mit ihrem eigenen Hause reisen. Unsere java- 

Fig. IIS. HiuptltngshauB in Lambuja. 

nischen Diener sprachen von den Eingeborenen nur verächtlich 
als von Orang-Utan, Waldmcnschen. 

In Lambuja erfuhren wir, daß wir nur eine gute Tagereise 
weit nördlich vom sogenannten Opa-See entfernt seien. Dieser 
See spielte unter den Namen I Opa oder A Opa schon seit Vos- 
maer in der Celeb es- Literatur eine gewisse Rolle und hatte end- 
lich nach Erkundigungen, die Gouverneur van Braam-Morris von 
Eingeborenen in Kendart einholen ließ und an Prof, A. Wichmann 
sandte, auf den Karten eine unrichtige Lage unfern der Küste er- 
halten. Wir hätten daher nie erwartet, hier im Herzen der Halbinsel in 
Digitizedby Google 


- 363 - 
dessen Nähe zu sein und beschlossen sofort, den See aufzusuchen 
und dann von dort aus ostwärts nach der Küste zu marschieren. 

3. März. Der Weg von Lambuja nach dem Opa-See folgte 
dem Ostabfall der hier etwa 700 — 800 m hohen Westkette in süd- 
östhcher Richtung, bald dicht an ihrem hügeligen Fuße hin- 
führend, bald in der Fläche, etwas weiter von ihr entfernt. Eine 
ganze Reihe dieser Kette entströmender Bäche mußten dabei über- 
schritten werden, welche sämtlich ostwärts dem großen Konaw^ha- 
Flusse zueilten. 

Zunächst ging es von Lambuja aus eben und rasch über eine 
weite Grasfläche, dann über den Lalolde- oder Lambuja-FIuß und 
weiter durch jungen Buschwald und sumpfige Strecken. An einer 
Stelle verlegte eine neu angelegte und stark umzäunte Mais- 
pflanzung den Pfad völlig. Wie oft haben wir doch bei unseren 
Reisen diese für europäische Begriffe ganz unverständliche, aber 
in Celebes außerhalb der Gouvernements lande allgemein übliche 
Sitte der Eingeborenen verwünscht, ihre Pflanzungen quer über 
die Verkehrspfade hin anzulegen und mit kräftigem Haag zu 
umschließen! Der Wanderer, dem das Überklettern verboten ist, 
mag dann selber zusehen, wie er auf schlechtem Umweg durch 
Gestrüpp und Sumpf auf der anderen Seite der Plantage den 
richtigen Pfad wieder finden kann. Übrigens waren bewohnte 
Häuser und frische Felder in der Gegend selten; allenthalben aber 
begegneten wir in der Buschwildnis Gruppen von Kokos- und 
Areka-Palmen und Trümmern zerfallener Wohnungen. 

Erst nach anderthalb Stunden trafen wir bei einem Bach auf's 
neue eine Anpflanzung mit Häusern, Ler^ti genannt, und in deren 
Nähe ein ganzes Feld von teils alten, teils neuen Gräbern, eine 
wahre Totenstadt. Die Gräber waren hier alle von kleinen Dimen- 
sionen, viereckige Geländer, aus Brettern oder Flechtwerk her- 
gestellt, von etwas über i m Höhe und mit Erde bis oben an- 
gefüllt ; darüber erhob sich auf Pfählen ein Dach mit kunstlosen 
Verzierungen. Die auf der Erdterrasse stehenden Holzrahmen 
waren in der Regel Nord -Süd, blos in einem Falle West -Ost 
gerichtet ; sie enthielten zahlreiche Beigaben, Kleider und Gebrauchs- 
,y Google 


— 364 — 
gegenstände. Anderes war darüber an Schnüren aufgehängt, so 
bei einem Grabe die Panzerjacke des Verstorbenen. In einer 
Kiste bemerkten wir auch zwei hölzerne, sehr roh, wie von Kin- 
dern geschnitzte, menschliche Figuren, nur aus Kopf und Ober- 
körper bestehend. 

Von Lereti an begann eine Wanderung nasser Art, nament- 
lich nach Überschreitung des kleinen, aber tiefen Meräka-Baches. 
Mehrere Kilometer weit war der Pfad in einen grauen, schlam- 
migen, knietiefen Brei verwandelt, der den Marsch unsäglich 
erschwerte. Wir waren daher herzlich froh, als wir endlich auf 
Vorhügeln der Kette wieder trockenen Boden gewannen. Hier 
standen auch einzelne Häuser und Pflanzungen, Molitu. Da wir 
uns nun fortdauernd am Abfall der Kette, etwas über der sumpf- 
igen Fläche hielten, blieb der Pfad besser. Es folgte nun ein 
ausgedehntes Hochwaldgebiet von außerordentlicher Schönheit ; 
namentlich war der Reichtum an wilden Palmen, besonders Rotangs, 
sehr groß. Die am Eingang des zweiten Bandes eingeheftete 
Tafel gibt ein recht gutes Bild dieses prachtvollen Urwaldes. Die 
beiden kleinen, unter den Rotangblättem fast verschwindenden 
Figuren sind Daeng Mangatta, unser luwuresischer Prinz (der weiße 
rechts) und einer seiner Dienstleute. 

Gelegentliche Enklaven von Niederwald verrieten frühere 
Kulturfiecke. Da immerfort kein Opa-See sich zeigte, so be- 
schlossen wir, nach 1 Uhr in der Nähe einiger Häuser Halt zu 
machen. Da erschien zu unserer Überraschung ein makassari scher 
Handelsmann und erzählte, der See sei ganz nahe von hier, nur 
wenige Minuten entfernt ; er habe sich dort niedergelassen, um 
Rotang aufzukaufen; auch habe er bereits für unseren Hütten- 
bau die nötigen Materialien vorbereitet. So brachen wir auf's 
neue auf, hatten aber bei strömendem Gewitterregen noch eine 
kleine Stunde durch Morast und überschwemmte Grasflächen zu 
wandern, bis wir endlich auf zwei elende Baracken stießen, in 
denen Rotang aufgestapelt war. Hier wurde uns gesagt, wir 
befänden uns am Opa-See, von dem freilich nichts zu sehen war 
als eine grüne Schilfmauer. Von irgendwelcher Vorbereitung für 
Digmzedby Google 


- 365 ~ 
unseren Empfang war natürlich keine Rede gewesen, so daß wir 
uns in recht übler Lage befanden. Die übermüdeten Träger 
langten im Regen erst nach stundenlangem Warten an. Vier Kulis 
mußten von ihren Kameraden getragen werden; einige trafen 
überhaupt nicht ein. Spät am Abend erst konnten wir unsere 
Hütte beziehen und etwas Warmes zu uns nehmen. 

4. Mär z. Die Gegend hier herum heißt Puriala, was „Schwarz- 
wasser" bedeutet. Auf zwei kleinen Einbäumen wurde eine See- 
Exkursion unternommen. Dabei stellte sich heraus, daß wir es 
nicht mit einem See, sondern blos mit einem sehr ausgedehnten 
Sumpf zu tun hatten, dessen Oberfläche mit einem Pflanzenfilz 
von vielleicht einem halben Meter Mächtigkeit bedeckt war. Diese 
Vegetation machte das Vorwärtskommen fast unmöglich; sie 
bestand zum überwiegenden Teile aus Utricularien. Weite Strecken 
waren auch mit Lotos bestanden, dessen rote Blüten in Menge 
aus der grünen Masse hervorleuchteten ; auch ein Farn, Aspidium 
unitum Sw., war häuüg vertreten. 

Nirgends zeigte sich uns eine pflanzenfreie Wasserfläche. Das 
Wasser war in dem von uns befahrenen Teile etwa zwei Meter 
tief, von hell kaffeebrauner Farbe und von einem seidenartig 
schimmernden Häutchen bedeckt. Dieser Sumpf zieht sich am 
Ostabfall des Gebirges hin, nach Osten zu weit ausgreifend ; er 
nimmt offenbar die tiefste Stelle der zwischen den beiden Ketten 
liegenden, muldenartigen Fläche ein. Seine Meereshöhe bestimmten 
wir auf ca. 30 m. Die Tierwelt des Sumpfes scheint arm zu sein. 
Von Mollusken erhielten wir blos weitverbreitete Arten, am häu- 
figsten Ampullaria, spärlicher Vivipara und Planorbis ; ein kleines 
lai^schwänziges Krebschen erwies sich als neu, Caridina opaensis 
Roux. 

Da es nicht möglich war, wegen des Pflanzenwuchses einen 
Überblick zu gewinnen, mußten wir uns auf Erkundigungen von 
Eingeborenen beschränken. Wir erfuhren, der Opa- oder Aöpa- 
(beides sei richtig) Sumpf nehme in der Regenzeit eine Fläche 
ein, die etwa zweimal so groß sei als die Bai von Kendari ; in 
der Trockenzeit schrumpfe er bedeutend zusammen, ohne je 
Digitizedby Google 


- 366 - 
ganz auszutrocknen. Offene, von Vegetation freie Stellen gebe es 
zwei im westlichen Teile. 

Mehrere Bäche speisen diesen Sumpf; mit Namen genannt 
wurde der Simbune, Da dies übereinkommt mit der Angabe, 
welche wir früher erhielten, als wir selber am Simbune-Bach über- 
nachteten, so können wir nun mit einer gewissen Sicherheit den 
Tinondo-Rücken als Wasserscheide zwischen den beiden Meeren 
ansehen. Die Auswässerung des Sumpfes geschehe nach Nord- 
osten zum Konawöha-Fluß und münde bei einem Dorfe Lango- 
näwe (von anderen Lalangläno genannt) in diesen; nach dem 
Dorfe habe auch der Ausfluß seinen Namen; die Austrittsstelle 
aus dem Sumpf sei etwa einen halben Tag Ruderns von unserem 
Standorte entfernt. 

Buginesische und makassarische Kaufleute kommen hierher, 
um von den Eingeborenen Rotang aufzukaufen und verfrachten 
diesen dann auf Flößen nach der Küste, indem sie durch die 
Pflanzenbarren einen Kanal freihacken, sicher eine sehr mühsame 
Arbeit. Furiala ist somit eine Art von Inlandhafen für den Rotang- 
handel. 

Wir benützten den Tag noch zu einer astronomischen Be- 
stimmung (Puriala 4* 6,5' S.B., 122* 7' O.L.G.) und zum Aus- 
ruhen, was freilich durch Moskitoschwärme sehr verbittert wurde. 

Unsere Truppe befand sich in schlechtem Zustande. Wir 
hatten viele Fälle von Dysenterie und Fieber, und fast alle Leute 
litten an Wunden, teils auf den Schultern durch den Druck der 
Lasten, teils an Beinen und Füßen, entstanden durch das Kratzen 
infolge des entsetzlichen Juckreizes, welchen die schon mehrfach 
erwähnte, winzige Buschmilbe hervorruft. Bei den vielen Sumpf- 
wanderungen konnten auch bei uns diese eiternden Flächen nicht 
zur Heilung kommen. Die zwölf kränksten Kulis flehten uns an, 
von hier mit einem Floße nach der Küste fahren zu dürfen, wozu 
einige bugische Kaufleute sich erboten, behilflich zu sein; wir 
versahen sie mit Lebensmitteln und Geld. Leider haben wir auf 
dieser Reise vier Kulis an Dysenterie verloren. 
Digifizedby Google 


- 367 - 
Der Anak^a der Landschaft Puriala kam zum Besuch und 
schenkte uns zum Abschied einen Schuppen panzer aus Büffel - 
leder, ein besonders schönes und altes Stück. 

5. März. Von Puriala aus direkt ostwärts nach der Küste 
zu reisen, erschien bei der gegenwärtig sehr großen Ausdehnung 
des Opa-Sumpfes unausführbar. Es wurde uns vielmehr ange- 
raten, auf demselben Wege, auf dem wir gekommen, etwa drei 
Stunden weit nach Norden zurückzukehren und dann ostwärts 
vorzustoßen. Dies taten wir auch und übernachteten am kleinen 
Flusse Sonäi, in der Nähe des früher schon erwähnten Dörfchens 
Molitu. 

6. März. Noch eine Viertelstunde folgten wir dem alten 
Weg und wandten uns dann nach Osten in die Fläche, Anfangs 
waren es blos überströmte Grasebenen, mit Inseln von Busch- 
wald abwechselnd, die zu durchschreiten waren. Bald aber begann 
ein Sagopalmensumpf von großen Dimensionen. Volle zwei und 
eine halbe Stunde lang ging es fast ununterbrochen durch knie- 
tiefes, oft aber hüfttiefes, schlammiges, kaffeebraunes Wasser, 
mit schillerndem Häutchen bedeckt. 

Die Vegetation war ungemein prachtvoll und großartig. Die 
Hauptmasse bildeten Sagopalmen in ungeheuren Beständen, teil- 
weise alleinherrschend oder aber untermischt mit einer niedrigeren 
Fiederpalmenart, die ihre langen, mit scharfen, weißen Domen 
wirtelweise an den Blattstielen bewehrten Wedel, die Hand ver- 
räterisch zum Festhalten einladend, über das Wasser ausstreckte. 
Daneben fehlten stellenweise auch Rotangpalmen und Laubbäume 
nicht, diese letzteren mei.st von kletternden Aroideen überkleidct ; 
auch schön entwickelte Pandanecn zeigten sich hin und wider 
eingestreut. Allein es war nicht möglich, diese Pracht zu ge- 
nießen; denn die ganze Aufmerksamkeit mußte dem Pfade zu- 
gewandt werden. Langsam tastete man sich über die im trüben 
Wasser verborgenen, gefallenen Bäume und das dichte Wurzel- 
werk weiter, und gar oft kostete es große Mühe, aus dem tiefen 
Schlamm den Fuß wieder zu befreien. 
Digitizedby Google 

Von Zeit zu Zeit trafen wir an etwas erhöhten Stellen arm- 
selige Hütten von Sagoklopfem an, welche aber sofort das Weite 
suchten, wenn wir uns näherten, wie das in den leeren Hütten 
noch brennende Feuer deutlich verriet. Ein einziges Mal nur 
gelang es, sie bei der Arbeit zu überraschen; sie waren nur mit 
dem Schamtuch bekleidet und stampften den Sago mit den Füßen. 
In der Nähe solcher Werkstätten war der Sumpf jedesmal beson- 
ders schwer passierbar wegen der vielen im Wasser liegenden 
gefällten, halbierten und zur Sagogewinnung ausgehöhlten Palm- 
stämme. 

Endlich begann sich das Gelände etwas zu erheben und Hoch- 
wald an die Stelle der Sumpfvegetation zu treten. Bald folgte 
auch eine Pflanzung von Reis und Mais, wo der Besitzer uns und 
unseren Leuten erlaubte, an den reifen Kolben sich gütlich zu 
tun. Ein paar Häuser wurden uns als Lalunggätu bezeichnet. 
Noch weitere 20 Minuten und wir standen am rechten Ufer des 
breit und voll dahin strömenden Konawt^ha-Flusses, Hier befand 
sich auch das große Haus des Häuptlings der Gegend, Maköle 
Simbau. Es bestand, wie das früher beschriebene, aus einem 
einzigen, großen, ungeteilten Raum. Unter dem Hausrat fielen 
uns aus Tüchern hergestellte Moskitonetze auf. 

Als Führer durch das Sumpfgebiet hatte uns ein etwa vier- 
zehnjähriger Knabe gedient, den unsere Begleiter in dem sonst 
verlassenen' Örtchen Molitu aufgefunden hatten. Nun war uns 
aufgefallen, daß eine alte Frau den ganzen, beschwerlichen Tages- 
marsch mitgemacht hatte. Als wir dem Jungen Geschenke für 
seine Mühe gaben, heiterte sich das Gesicht der Alten plötzlich 
auf, und auf unsere Frage, warum sie eigentlich mitgekommen 
sei, erhielten wir die Antwort, sie sei die Mutter des Knaben und 
habe Angst gehabt, wir würden ihn als Sklaven mitnehmen oder 
ermorden; sie aber habe mit ihrem einzigen Kinde sterben wollen. 
Gewiß ein rührendes Bild, diese wilde Tok6a-Mutter , die ihrem 
Kinde auf dem vermeintlichen Todesgange folgt, aber auch eine 
deutliche Illustration dessen, was man in Südost -Celebes für 
möglich hält. 
Digitizedby Google 


- 369 - 
Der Häuptling von Puriila hatte die Freundlichkeit gehabt, 
zwei kleine Einbäume hierher zu senden, um uns den Übergang 
über den Fluß zu erleichtern. Auf diesen setzten wir nun über, 
was mit unseren vielen Leuten lange Zeit in Anspruch nahm. 

Der Konaweha läuft hier nach Ostostsüd; er kommt von 
Norden her, indem er, wie man uns sagte, in den Gebirgen süd- 
lich vom Towuti-Sce entspringt ; er fließt dann in der geschil- 
derten, flächenartigen Mulde zwischen den beiden Gebirgssystemen 
nach Süden, um schließlich nach Osten abzubiegen und nach 
Durchbruch der Ostkette bei Sampära, nördlich von Kendari, in 
die See zu fallen. Nach dieser seiner Mündung ist er auf eini- 
gen Karten als Sampära -Fluß eingezeichnet. Bei Lalunggatu 
bestimmten wir seine Breite auf 65 m und seine Tiefe auf 3 V* m; 
seine Ufer waren mit hohem Schilfe bestanden. 

Am linken Ufer bauten wir die Hütten. Abends kam ein 
Trupp Eingeborener, Männer und Frauen, zu unserem Lager, um 
Hühner und Maiskolben gegen Tücher, Glasperlenbänder und wohl- 
duftende Seife zu vertauschen ; auch ihre hölzernen Schilde gaben 
sie gerne her. Sie wurden bald recht zutraulich und schienen gut- 
artiger Natur zu sein, aber von niederem Typus, klein und breit- 
nasig, dabei sehr arm und schmutzig. Der Häuptling des Landes 
ließ zu unseren Ehren einen Büffel schlachten und schickte uns 
noch außerdem eine Wanne mit Reis zum Geschenk. 

Nachts starkes Gewitter. Die Moskiten kamen in Wolken in 
unsere Hütten hinein. Meereshöhe 35 m. 

7. März. Von hier an wurde der Pfad wesentlich besser und 
die Gegend reicher bevölkert und bebaut. Eigentliche Dörfer gab 
es zwar auch hier nicht ; wohl aber begegneten wir in ziemlich 
kurzen Abständen zerstreuten Häusern und Pflanzungen von Mais, 
Reis und Tabak, welch' letzterer recht gut zu gedeihen schien. 
Die Ansiedelungen waren voneinander getrennt durch Strecken 
jungen Buschwaldes, Grasflächen oder Hochwald. Die beiden 
längsten menschenleeren Waldstreckcn waren in je dreiviertel 
Stunden passiert. 
Digitizedby Google 


— 370 — 
Der Hochwald war stets von hoher Schönheit und an Palmen 
sehr reich, das Tierleben dag^en arm. Gelegentlich zeigten sich 
Spuren des kleinen Gemsbüffels, und wir erfuhren, es gebe deren 
viele hier. Ein Nashornvogel flog von Zeit zu Zeit sausend über 
die Wipfel hin, und auf dem feuchten Waldboden sahen wir eine 
Sumpfschildkröte, Cyclemys amboinensis (Daud.), ihrer Nahrung 
nachgehen. Von Mollusken trafen wir trotz der Feuchtigkeit 
fast nur tote Schalen an. Auffallend war uns in dieser Gegend 
eine große Schnecke aus der sonst nur in Nord-Celebes ver- 
tretenen Obba Papilla (Müll.) -Gruppe. Die Gattung Obba ist von 
philippinischer Herkunft und muß Celebes auf der früher {Seite 251) 
besprochenen Landbrücke, welche einst die Minahassa mit Mindanao 
verband, zugekommen sein; sie stellt daher hier im Südosten ein 
weit hergewandertes Element dar, wofür sich freilich noch andere 
Beispiele anführen ließen. Im allgemeinen schließt sich die Fauna 
der südöstlichen Halbinsel sehr enge an die des Südarms und 
des südlichen Central-Celebes an. Unter den V<^eln z. B. fanden 
wir auf dieser Reise durch geographisch so unbekanntes Gebiet 
nur eine einzige neue Art, einen BriHenv<^el, Zosterops consobri- 
norum A, B. M., einer Gattung angehörig, die sich durch Bildung 
von Lokal formen auszeichnet. 

Das Gelände blieb vollkommen eben, bis gegen Mittag vor 
uns die ersten Vorhügel der Ostkettc erschienen, denen wir uns, 
da unser Pfad fast direkt ostwärts führte, rasch näherten. Wir 
waren nun in die Landschaft Pundidäha eingetreten und errich- 
teten in der Nähe des sehr großen Häuptlingshauses unsere Hütten. 
Ein starker, nach Südsüdost strömender und nach Schätzung 20 m 
breiter Nebenfluß des Konaw^ha floß dicht an diesem Hause vor- 
bei ; er wurde uns als Lahambüti bezeichnet, soll von einem Lembo 
genannten Gebirge herkommen und etwa einen Tag Rudems von 
hier in den Konaweha sich ergießen. Weiter wurde uns gesagt, 
die Einmündungssteile des aus dem Opa-Sumpf kommenden, 
rechtsufrigen Zuflusses des Konaweha sei von hier zu Fuß in 
einem Tag, zu Boot aber in zweien zu erreichen, da man erst den 
,y Google 


— 371 — 
Lahambuti abwärts und dann den stark sich windenden Kona- 
weha hinauf zu fahren habe. 

Etwa um acht Uhr abends näherte sich unserer Hütte ein 
kleiner Zug Eingeborener unter dem Schlagen von Trommeln. 
Zuvörderst schritt ein Junger Mann, der auf dem Rücken in einem 
Tragstuhl einen uralten Mann hereinbrachte und behutsam vor 
uns niedersetzte, dann das Gefolge. Es war der greise, wohl 
neunzigjährige Fürst der Landschaft Pundidaha, schneeweiß von 
Haar und vöHig erblindet. Seine Leute behandelten ihn wie ein 
Heiligtum und wehrten, beständig leise streichend, die zahlreichen 
Moskiten von ihm ab. Der Greis hielt eine längere Ansprache, 
in der er seiner Freude darüber Ausdruck gab, daß er endlich 
Europäer in seinem Gebiet begrüßen dürfe. Nach einigen Höflich- 
keiten von unserer Seite bat er um die Erlaubnis, sich entfernen 
zu dürfen; er wurde wieder weggetragen, und unter Trommel- 
schlag verschwand der kleine Zug in der Nacht. Es war das 
ergreifendste Bild eines celebensischen Patriarchen gewesen, das 
uns jemals begegnet ist. Sein Name ist Anak^a Saranäni, von 
den Bugis „Aru matowa", der alte Fürst, genannt. 

8. März. Unser Reisvorrat gestattete uns, noch einen Arbeits- 
tag einzuschieben, den wir wieder auf anthropologische Aufnahmen 
verwandten. Die Leute hier waren sehr scheu; doch gelang es, 
durch Vermittlung des Fürsten eine Anzahl PhotograpHieen und 
Messungen auszuführen. Wir verrichteten diese Arbeit auf dem 
grenzenlos morastigen Boden vor dem Eingang des Fürstenhauses. 
Die Leute nannten sich hier ebenfalls Tok^a und zeigten genau 
dieselben Eigentümlichkeiten, wie die von Lambuja. Man sagte 
uns, im Walde lebten noch Menschen, die nie zum Vorschein 
kommen wollten; sie seien scheu wie die Vögel. Nach allem, 
was wir hörten, scheint der Islam hier schon stark die Sitten 
beeinflußt zu haben; Kopfjagd komme noch ab und zu vor, so 
bei der Ernte und dann beim Tode der Häuptlinge, 

Es fiel uns auf, daß neben dem gekerbten Baumstamm, der 
als Treppe zum Häuptlingshause diente, ein altes, holländisches 

24- 
Digitizedby Google 


- 372 — 
Kanonenrohr aufgepflanzt war. Wie mag dieses hierher gekommen 
sein? Pundidaha liegt nur noch ca. 25m über Meer; 3''58.5's-B. 

9. März. Das Übersetzen über den Lahambuti nahm, da 
wir nur einen einzigen, kleinen Einbaum zur Verfügung hatten, 
zwei volle Stunden weg. Am jenseitigen, linken Ufer stand der 
Wald weithin unter Wasser, so daß wir mehrfach den Pfad ver- 
loren. An einem Bache, Watuwätu, bemerkten wir einen großen 
Steinhaufen, auf den jeder Vorübergehende einen weiteren Stein 
warf; zu wess' Gedächtnis sind wir nicht zu wissen gekommen. 
Nach Überschreitung des kleinen, aber sehr tiefen WawoMmo- 
Flusses machte der Hochwald für lange Zeit niederem Busch- und 
Grasland Platz; zugleich wurde die Gegend wellig, da wir nun- 
mehr in das Gebiet der Ostkette eintraten. Höhere, vielleicht 
500 m erreichende Rücken ließen wir zur Linken liegen und über- 
schritten nur niedrige, südwärts streichende Ausläufer derselben. 

Eine Gruppe gut gebauter Häuser, Laloümera mit Namen, 
fanden wir verlassen und richteten uns darin für die Nacht ein. 
Wir sahen eben noch, wie einer drei alte Messinghelme und einen 
ledernen Schuppenpanzer aus einem Hause herausholte und damit 
im Buschwerk verschwand. Wie wir später erfuhren, sollen diese 
Helme aus Buton stammen, was sehr wohl richtig sein kann, 
da die holländische Kompagnie solche als Ehrengeschenke an die 
Fürsten zu verteilen pflegte. Es war für uns und unsere Studien 
und Sammlungen eine äußerst fatale Sache, daß wir infolge der 
Verleumdungen der Boneer fast überall am Anfang wie Räuber 
gefürchtet wurden. 

Nicht nur die Wohnhäuser, sondern auch die Vorratshäuschen 
für die Feldfrüchte waren hier recht gut gehalten. Diese letzteren 
standen auf sechs Pfeilern, die unten durch eine Sitzbank ver- 
bunden waren; gegen die Mäuse hatte man die oberen Teile der 
Stützen mit glatter Palmblattscheide trichterförmig umgeben. 

Erst am späten Nachmittag machte sich der Besitzer des 
Hauses, in welchem unsere beiden europäischen Begleiter Quartier 
bezogen hatten, mit seinem Schwager herbei; der letztere war 
Digftizedby Google 


— 373 — 
der Anak^a der Gegend. Ohne daß wir es gewußt hatten, sahen 
wir den beiden kräftig gebauten Gestalten mit intelligenten, stark 
an die Bugis erinnernden Gesichtszügen sofort an, daß wir uns 
im Gebiet eines von den Tok^a verschiedenen Stammes befinden 
mußten und erfuhren nun in der Tat, daß wir hier im Lande 
der Tololäki oder ToUki seien. Dieser Stamm bewohnt im 
großen und ganzen denjenigen Teil der Ostkette, der auf dem 

Fig. 1(6. ReishBuscIien in Laloüraers. 

linken Ufer des Konaw^ha liegt, bis nach Sampära an der Mün- 
dung dieses Flusses und Lasölo im Norden, ferner unter den 
Tok^a zerstreut im Hinterland von Kendari. Sie scheinen die- 
selbe oder eine nahe verwandte Sprache wie die Tokt^a zu 
sprechen, indem uns für „nein" auch das Wort tamboki oder 
tamboke angegeben wurde. Wir befanden uns hier auf ca. 40 m 
Meereshöhe; 3* 59.5' S.B. 

10. März. Am Morgen kamen die beiden Tololäki von 
gestern wieder, begleitet von einem Sklaven. Wir unterhielten 
Digitizedby Google 


— 374 — 
uns lange mit ihnen ^ per Dolmetscher natürlich — und er- 
fuhren das folgende. 

Die Tololaki stammen, sagte der Anak^a, dessen Bild wir 
hier wiedergeben, weit von Norden her aus dem Gebiet des 
Matanna-See's, von einem Orte mit Namen Andolaki; ihre Lieb- 
lingsbeschäftigung ist der Krieg. Wenn die Fürsten von Pundi- 
daha, Lambuja usw. mit jemandem in Händel geraten, so rufen 
sie die Tololaki auf; so auch, um Köpfe zu holen, wenn sie solche 
nötig haben. Die Vorfechter, zu denen auch unsere beiden Be- 
sucher gehörten, wohnen hier in Laloümera. Die Köpfe werden 
mit Vorliebe in Muna und bei den 
Moron^ne geschnellt. Der Anlaß zu den 
Kopfjagden sei hauptsächlich der Tod 
eines Fürsten; denn dann müsse jeder 
männliche Nachkomme einen Kopf be- 
schaffen; vorher dürfe der Tote nicht 
begraben werden. Bei Lalunggatu hatten 
wir selbst in einem kleinen, abseits 
stehenden Pfahlhäuschen einen hölzernen 
Sarg gesehen, in welchem, wie man uns 
erzählte, ein Toter schon zehn Jahre auf 
Fig. iii- Der Anakia der Seine Bestattung wartete. 

" ° '■ Über dieKopf Jagden erfuhren wir weiter, 

daß nur die Schädelkapsel ohne den Skalp heimgebracht werde; 
diese werde dann entweder in die Holzkiste gelegt, welche auf dem 
Grabe stehe oder auf einem in die Erde gesteckten Stocke befestigt. 
Der Skalp werde unter die Teilnehmer an der Jagd verteilt, von 
denen jeder ein Stückchen an seinem Hauscingange befestige. 
Dagegen stamme das Haar an den Schwertgriffen und an den 
Schilden meist nicht von Getöteten, sondern von Geschorenen 
her. Das Gehirn Erschlagener werde nicht gegessen ; wohl aber 
tränken sie vom Blute und wüschen sich damit das Gesicht. 
Sklavenkriegc kämen hier nicht vor, sagten sie. Wenn die Bugis 
Leute brauchen, so fangen sie sie mit List, indem sie sie über- 
reden, mit nach Kendari oder sonstwohin zu kommen und dann 
Digitizedby Google 


— 375 — 
festhalten. Nach allen diesen Mitteilungen scheinen die Tololaki 
eine Art von Kriegerkaste darzustellen, welche von anderen in 
Dienst genommen werden kann. 

Da die Tololaki gerade eine Gürtelzone längs der Ostküste 
bewohnen, so erklärt sich nun leicht, wie die Eingeborenen von 
Südost-Celebes in den Geruch besonderer Blutdürstigkeit gekommen 
sind. Für die kleinen Toköa und die Tomekonka hat dies indessen 
keinerlei Geltung. Daeng Mangatta, unser Luwu-Prinz, war hier 
sichtlich in großer Angst; er ließ uns noch in der Nacht sagen, 
wir sollten die Wachen verstärken; denn vor den Tololaki sei 
niemand sicher, nicht einmal ihre 
eigene Familie. Wenn einer von 
ihnen in's Mingkoka'sche komme, so 
werde er unablässig bewacht, so 
wenig könne man ihnen trauen. Wir 
sind mit diesen gefürchteten Kopf- 
jägern aufs beste ausgekommen und 
haben sogar die drei gemessen und 
photographiert. Weitere indessen zu 

einem Besuche bei uns zu bew^en, pig „e. Becher der ToloUkL 
gelang nicht. 

Unter dem Hausrat, den wir hier sahen, fiel uns besonders 
ein Trinkgefäß durch seine Zierlichkeit auf. Es bestand aus 
einer glatt geschabten Kokosnußschale, welche auf einem Fuß 
von Rotanggeflecht befestigt war; das Gefäß erinnert in seiner 
Form sehr an unsere Römergläser. Sollten nicht, so fragten wir 
uns, die alten Germanen ähnliche Gefäße gehabt haben. Schalen, 
auf einem Fuß von Weiden- oder anderem Geflecht ruhend, und 
sollten nicht am Ende die gläsernen Ringe, welche den Fuß des 
typischen Rhein Weinglases zieren, eine Erinnerung sein an einen 
früheren Fuß aus Flechtwerk? 

11. März. Dem kleinen, bei Laloümera vorbeifließenden 
Bache folgend und ihn oder Seitenäste desselben vielfach über- 
schreitend, wanderten wir in hügeliger Landschaft weiter; Busch- 
wald herrschte vor, gelegentlich durch Pflanzungen unterbrochen. 
Digitizedby Google 


- 376 - 
Nach zwei Stunden trafen wir auf einen zweiten, starken Bach, 
den wir gleichfalls häufig kreuzten, bis wir uns nordostwärts einen 
steilen, nach oben hin mit Hochwald bedeckten, ca. 240 m hohen 
Hügelrücken hinaufwandten; er wurde uns als Purära bezeichnet. 
Leider hinderte der Wald jeden Ausblick. Ein jäher Abstieg 
brachte uns in das sumpfige Tal eines Baches, dem wir wiederum 
längere Zeit folgten. 

Fig. 119. Der KqnHwÄha-Flu6 bei Ussmbalu. 

Plötzlich öffnete sich der Blick in ein weites Tal, in welchem 
wir mit Freude das majestätische Silberband des Konawöha- 
FUisses begrüßten; Dörfer, von Kokospalmen umgeben, zeigten 
sich an seinem L'fer. Es waren dies die ersten eigentlichen 
Dörfer, seitdem wir die Gegend der Mingkoka-Bai verlassen, da 
im Inneren, wie mehrfach gesagt, die Häuser einzeln oder in 
kleinen Gruppen zerstreut stehen. Beim Örtchen Puhära oder 
Kapuhära stießen wir an den Fluß, folgten diesem noch eine 
Digitizedby Google 


- 377 - 
halbe Stunde abwärts und setzten dann auf's rechte Ufer über, 
wo wiederum ein Dörfchen, Usambälu, gelegen war, in dessen 
Nähe wir übernachteten. 

Die Breite des Stromes betrug hier 6om, war also nicht 
bedeutender als drei Tagereisen von hier inlands bei Lalunggatu; 
dafür aber war er hier ^ m tief, während wir dort nur 3'/» gefunden 
hatten. Am Ufer lagen eine Anzahl guter, seetüchtiger Frauen, 
welche von Sampära heraufgekommen waren. Weiter stromauf- 
wärts wird leider die Schifffahrt dadurch vereitelt, daß der Kona- 
w£ha auf der Höhe von Laloümera, wie man uns sagte, sieben 
Schnellen bildet, welche nur mit Flößen passiert werden können. 

Die hiesige Bevölkerung war eine bunt gemischte; sie bestand 
aus bugischen Kauf leuten und allerlei Elementen aus dem Inneren 
des Landes. Bei den Häusern bildeten Haufen von Schalen der 
Flußmuschel Batissa Küchenabfälle. In der Nacht fiel starker 
Regen. 

12. März. Das einfachste wäre nun gewesen, mit Kähnen 
nach der Küste zu fahren. Da wir indessen nach Kendari wollten, 
der Konaweha aber nördhch davon bei Sampära mündet, be- 
schlossen wir, den Landweg zu wählen und schickten nur einige 
Kranke per Boot zur Küste, 

Unser Pfad verließ bald den Konaweha und führte durch 
sumpfiges, stellenweise mit Sago bestandenes und von vielen 
Bächen durchschnittenes Gelände. Zwei kleine Seen schienen uns 
blos eine Folge der vielen Regen der letzten Zeit zu sein. Wir 
hatten überhaupt auf der ganzen Reise von Kolaka bis Kendari 
viel von Regen zu leiden gehabt, während nach dem meteoro- 
logischen Schema in dieser Jahreszeit der Osten der Halbinsel 
trockenes Wetter hätte haben sollen. 

Hin und wider begegneten wir Anpflanzungen; weite Strecken 
indessen bedeckte blos Buschwald oder Gras. Nach anderthalb 
Stunden solchen Wanderns betraten wir bei der Pflanzung Abeli 
einen weiten, ebenen, grasbewachsenen Talboden, vielleicht eine 
alte Seeflächc, wo der Pfad sich in grauen Morast verlor; dann 
wurde die Gegend hügelig und trocken und, so weit man sehen 
Digitizedby Google 


- 378 - 
konnte, mit lieblicher Parkvegetation bedeckt; die vielen gras- 
bewachsenen Erdwetlen präsentierten sich wie ein aufgeregtes 
Meer. Wir erstiegen eine nach der anderen, immer in der frohen 
Erwartung, endlich die Kendari-Bai vor uns zu sehen ; aber immer 
hemmte ein neuer Hügel oder ein Waldrand den Ausblick. Von 
Zeit zu Zeit auch zwang uns eine umzäunte Pflanzung zu müh- 
samen Umwegen. 

Um I Uhr kamen wir sehr ermüdet bei einem Flüßchen, 
Lahundäpi, an, und da sich immer noch nichts vom Meere zeigte, 
beschlossen wir, hier zu übernachten. Als wir eben die Hütten 
aufschlugen, erschien zu unserer nicht geringen Überraschung der 
Chinese, in dessen Haus wir in Kolaka gewohnt hatten und be- 
grüßte uns herzlich. Er war mit Resident Briigman auf dem 
Schwan nach Kendari gekommen und berichtete nun, wir seien 
ganz nahe an der Bai, die nur durch einen Waldgürtel unseren 
Blicken entzc^en sei. 

Gleich darauf brachte ein anderer Bote einen Brief des Gou- 
verneurs, Barons van Hoevell, der unterdessen ebenfalls mit einem 
Dampfer der Packetfahrt nach Kendari gereist war, um nach dem 
Rechten zu sehen. Er hatte durch Boten von unserem Anmarsch 
gehört und lud uns nun herzlich ein, sofort an Bord des Schwan 
zu kommen. Noch zwanzig Minuten durch Wald und hüfttiefen 
Mangroven-Sumpf, und wir standen am Ufer der weiten Bai. In 
geringer Entfernung vor uns lag der weiße Schwan, etwas weiter 
die Java. Boote waren bereit, uns an Bord zu bringen. Ein 
herzlicher Empfang mit eisgekühltem Champagner brachte uns 
rasch in die europäische Civilisation zurück. 

Der Schwan war uns in die Nordwestecke der Bai entgegen- 
gefahren und dampfte nun noch am gleichen Abend zurück vor 
das Pfahldorf Kendari, wo die Java vor Anker lag. 

13. März. Die Java verließ am Morgen Kendari, um nach 
Makassar zurückzukehren; der Schwan dagegen sollte auf Befehl 
des Gouverneurs noch einen Tag auf die per Boot nach Sampära 
gereisten Träger warten. 
Digitizedby Google 


— 3;9 — 
Die Kendari-Bai wurde 1831 von Vosmaer, einem in diesen 
Gewässern handeltreibenden Kaufmann, entdeckt, nach welchem 
sie gelegentlich auch Vosmaer's - Bai genannt wird; sie gleicht 
völlig einem Landsee, da der Eingai^ sehr schmal und überdies 
durch eine Insel in zwei Straßen geteilt ist. Bei starkem Regen 
wird die ganze Bai durch das massenhaft zuströmende Süßwasser 
braun gefärbt; ihre Entstehung verdankt sie wohl einem lokalen 
Einbruch im Ostkettensystem, 

Der Fürst von Laiwöi kam den Gouverneur zu besuchen. 
Wie oben schon gesagt, ist seine Macht recht klein, da er nur 
einer von den vielen Konawe - Häuptlingen ist. Der Säo-Säo — 
dies ist sein Titel — ist ein lächerlich kleines Männchen von nur 
145 cm Höhe, ein Pygmäenkönig. 

Der Gouverneur ließ ihm durch den Residenten Brugman 
einige Fragen vorlegen: „Warum holen die Eingeborenen hier 
Köpfe, wenn ein Fürst stirbt?" Diese Frage setzte ihn sichtlich 
in große Verlegenheit, was in der Umgebung, in der er sich be- 
fand, auch nicht wunder nehmen konnte. „Ich habe noch nie 
Köpfe holen lassen", war die Antwort. „Schon gut, das glaub 
ich", sagte der Gouverneur, „aber warum tun es die Leute im 
Inneren?" Antwort: „Weil sonst Mißwachs erfolgt und Krank- 
heiten kommen." Frage: „Wer schickt die Krankheiten?" Ant- 
wort : „Wenn nicht geschnellt wird, werden die Geister der Sando 
böse." Die Sando sind die Priester. Solcher Geister oder Teufel 
gebe es sieben, sagte er weiter, die mit Klewangs bewaffnet die 
Sando in Schrecken setzen. Frage: „Wird nicht vor allem der 
Geist des Toten böse, wenn keine Köpfe geholt werden?" Ant- 
wort: „Nein; denn der Mann ist ja tot und kann nicht mehr böse 
werden." Frage: „Wohin geht der verstorbene Fürst?" Antwort: 
„Ich weiß es nicht, aber der Guru (mohammedanischer Priester) 
weiß es; der hat Unterricht von den Bugis bekommen." 

Aus diesem Examen geht Jedenfalls soviel hervor, daß die 
Leute vielfach Gebräuchen folgen, die sie gar nicht mehr ver- 
stehen und zweitens, daß der Islam schon starken Einfluß ausübt. 
,y Google 


— 38o — 
Die Schwerter, die wir in Kendari sahen, sind dieselben großen 
Waffen, die wir bereits beschrieben haben, besitzen aber oft noch 
einen Handschutz aus Büffethom. 

14. März. Da die zurückgebliebenen Kulis am Morgen ein- 
trafen, konnte der Schwan Kendari verlassen. Der Gouverneur 
beschloß, zuerst Daeng Mangatta mit seinen Leuten nach Kolaka 
zurückzubrii^en und dann Paloppo anzulaufen, wo der Resident 
politische Geschäfte zu besorgen hatte. 

Da die Buton-Straße in der Nacht gefährlich zu passieren ist, 
so ließen wir am Abend den Anker in der Straße zwischen dem 
Festland und der Insel Wowöni fallen. Diese letztere wird von 
Bei^ketten durchzogen, welche nord-südlich verlaufen und offen- 
bar Reste eines sonst abgesunkenen Teiles des Ostkettensystems 
darstellen. Der Strand der Insel sowohl, als der des nahen Fest- 
landes, scheinen aus Kalkstein zu bestehen. Stellenweise hatte 
die Flut die Strandfelsen zernagt und in einzelne Blöcke aufge- 
löst, welche, mit Vegetation bedeckt, wie Blumenkörbe aus dem 
Wasser ragten. 

15. März. Eine Fahrt durch die Buton-Straße zwischen den 
Inseln Buton und Muna hindurch gehört zu den landschaftlich 
hübschesten Partieen der östlichen Meere, da die Passage gegen 
Süden zu stromartig schmal wird. Die nordöstliche Hälfte der 
Insel Buton, welche in ihrem Inneren noch völlig unbekannt ist, 
wird durch einen waldigen Rost nordsüdltch streichender Ketten 
durchsetzt, die als Fortsetzungen derjenigen des Festlandes er- 
scheinen. Dieser gebirgige Teil der Insel scheint kaum bewohnt 
zu sein; wenigstens bemerkten wir keine Lichtungen in der Wald- 
decke. Der südliche Teil ist Hügelland und vielfach unter Kultur 
genommen. Inmitten von Maisfeldem bemerkten wir vom Schiffe 
aus zwei Höhlen, in welche Wohnungen hineingebaut waren. Die 
gleichfalls unbekannte Insel Muna dagegen ist flach. 

Gegen Abend bekamen wir die Insel Kambaena in Sicht, die 
in ihrer Längsrichtung von einer Kette durchzogen ist; in ihrer 
Mitte zeichnet sich eine hohe, steile Spitze vulkanartig aus ; doch 
ist es kaum wahrscheinlich, daß hier ein Vulkan sich befindet. 
Digitizedby Google 


- 38i - 
i6. März. In Kolaka schifften wir den Luwu-Prinzen aus, 
nachdem wir ihm zum Abschied ein Gewehr geschenkt und nahmen 
dafür den luwuresischen Statthalter an Bord, der nach Paloppo 
zurückzukehren wünschte ; dann wurde die Fahrt gleich fortgesetzt. 
Nördlich von der Mingkoka-Bal erhebt sich, wie wir vom Schiffe 
aus beobachten konnten, ein sehr hohes, zackiges Gebirge, das 
wir aber erst am folgenden Morgen von der Paloppo-Bai aus ganz 
zu übersehen vermochten. Es ist eine im allgemeinen nordsüdlich 
streichende Gebirgsmasse, die mit zu den kräftigsten Erhebungen 
von Celebes gehören muß. Die Eingeborenen bezeichneten uns 
das Gebirge als Sussiia und gaben uns auch die Namen der drei 
Hauptspitzen an. Eine nähere Erforschung wäre von großer 
Wichtigkeit. 

l8. März. Heimfahrt nach Makassar bei ruhiger See und 
glückliche Ankunft daselbst am folgenden Tage. 

Digitizedby Google 
Dijiiizebb, Google 

Karten zum ersten Bande. 
No. II bis VII. 
No. I befindet sich vorne neben dem Titelblatt. 

Digitizedby Google 
Dijiiizeob, Google 

Sar»lndir. M.Oser 

Dijiiizedb, Google 

Nord- 
MONGON 
IM 
Reise von der 
Col 
Sjr.sin dir m.Ostr del 

Dijiiizedb, Google 
»Google 
5arasinditn.0serdel. 
I* aam »iKtoni» H. Seati. Wtelrii{ 

DijiiizeDb, Google 

Centpal- 
Celebes 
fbsso Seegebiet 

1 lOODDDD 
Reise von 
Borau 
nach Mapane 

/ 
y 
»^ 
-^r 
TOMO 

o.„ ' 4 
°# VC*'*' l"^- \^ 
Sarasin d.i- «Os.p del 

Dijiiizedb, Google 
'■y Seengebiet 
Dijiiizedb, Google 

J- 
4- 
fi> 
«»• si""''^ 
^*^« , \ MUNA 
unerforscht 
Südost- Celebes 
SüdlicherTheil 

1:1000000 
Reise von der Mingkoka-zur 
Kendari-Bai 

SarHin dir /^.Oserc